Und mal wieder Chile
Das wird vermutlich meine letzte Einreise nach Chile gewesen sein, jedenfalls auf der jetzigen Motorradtour. Und die Ausreise aus Argentinien und Einreise nach Chile verlief genauso problemlos wie alle 8 ! vorherigen chilenischen Grenzabfertigungen. Die letzte Ausreise aus Chile macht da eine unrühmliche Ausnahme. Da ich gerade bei den Grenzabfertigungen bin, greife ich diese Ausreise hier schon mal auf. Von Arica, der nördlichsten Stadt Chiles mache ich mich auf den Weg zur nur wenige Kilometer entfernten Grenzstation Chacalluta. Es ist ein großer Grenzübergang nach Peru. Doch es geht zügig voran. Als ich an der Reihe bin werde ich nach einem bestimmten Vordruck gefragt, den ich natürlich nicht habe, aber alle anderen an der Grenze. Ich bekäme den im 2 Stock im Nebengebäude. Also brav nach oben, doch dort ist nur die Kantine. Ich wieder runter und nochmals bei der Immigration nachgefragt. Nein, das wäre dort schon richtig. Wieder rauf und da sitzt die Kantinenwirtin und verkauft diese ominösen Zettel für einen Dollar. So etwas ist mir in Chile an keiner anderen Grenze passiert. Da alle anderen auch brav den Obolus bezahlen, mache ich mit. In Motorradkleidung, Helm und Tankrucksack unterm Arm bei 25 Grad ist es schon anstrengend genug, die Treppen zu laufen und da ich noch Obst im Gepäck habe -Obst darf nicht über die Grenze-wollte ich es auch nicht darauf anlegen. Aber über den einen Dollar habe ich mich geärgert.
Jetzt aber zurück nach San Pedro de Atacama. San Pedro de Atacama ist der Hot Spot in der Atacamawüste und Ausgangspunkt für die meisten Touren. Am Rande der Atacamawüte liegt El Tatio, das höchst gelegene Geyshirefeld der Welt. 4300 m soll es hoch sein. Die Fahrt ging morgens bereits um 4.30 Uhr los, so dass man den Sonnenaufgang im Geyshirefeld erleben kann. Es waren noch Minus 15 Grad und ich war froh, nicht mit dem Motorrad hierher gekommen zu sein. 60 Geyshire soll es hier geben.
Ich habe sie nicht gezählt. Mit dem Sonnenaufgang und der Erwärmung stellen die Geyshire ihre Tätigkeit ein, daher auch der frühe Aufbruch. Bei dem Tourveranstalter war auch in Frühstück inclusive und so gab es heißen Kaffee und Rührei, frisch zubereitet.
Die Tour kann ich ohne Einschränkungen empfehlen. Eine weitere Tour führte mich in das nahegelegene Valle de Luna -mit dem Motorrad-. Man fühlt sich dort wie in einer Mondlandschaft, eine unwirkliche Natur. Alle haben vom Sonnenuntergang dort geschwärmt. Na gut, war nicht schlecht, aber nicht das absolute Highlight.
Die dritte Tour sollte dann der Höhepunkt werden, eine viertägige Tour nach Uyuni, einem riesigen Salzsee in Bolivien. Auch diese Tour habe ich mit einem Veranstalter aus San Pedro gemacht. Vielleicht fragt sich jetzt der eine oder anderer Motorradfahrer, warum ich mir denn dieses Ereignis entgehen lassen habe, selber mit dem Motorrad über den Salzsee zu fahren. Das beantworte ich dann mit einer Gegenfrage: wo soll der Reiz dabei sein, mit Tempo 100 auf einer riesigen Ebene geradeaus zu fahren. Dazu kommt noch, dass es nachts sehr kalt wurde bis Minus 15 Grad. Weiterhin führte die Tour mit dem Geländewagen auch durch Gegenden, die ich mit dem Motorrad alleine vermutlich nie gesehen hätte.
Und die Gruppe im 4×4 Geländewagen war auch top, Ivar, Sanne, Mirjam und Dolf aus Holland und Phil aus Schottland bildete unsere Gruppe. Bestimmt ist auch die Gruppenzusammensetzung wichtig für das Gelingen so einer Tour.
Nach meiner Fahrt über den Jama Pass dachte ich, auch in großen Höhen ohne Schwierigkeiten klar zu kommen. Doch ich sollte eines besseren belehrt werden. Ich hatte nachts das Gefühl, nicht genug Sauerstoff zu bekommen. So schlief ich natürlich schlecht. Aber fast alle aus der Gruppe hatten ihre Probleme. Die Bolivianer schwören ja auf das Kauen der Cocablätter. Ein Versuch ergab nur einen bitteren Geschmack mit Mund.
Die Tour begann morgens um 9.00 Uhr in San Pedro und als erstes ging es zur chilenischen Immigration, da ja die Ausreise nach Bolivien anstand und die Chilenen keine Grenzabfertigung direkt an der Grenze haben. Wer also von Argentinien über den Jama Pass kommt und direkt nach Bolivien abbiegen will, ohne nach San Pedro zu fahren, der sollte vermutlich die Ausreise gleich mit der Einreise erledigen. Dazwischen gibt es auch nichts. An der Grenze gab es dann ein Frühstück und ab hier ging es dann mit bolivianischen 4×4 Fahrzeugen weiter. Lagunen, heiße Quellen, wieder Lagunen und Flamingos ohne Ende wechselten sich ab.
Auch der Besuch eines kleinen Bergdorfes stand auf dem Plan und wie für uns gemacht zog gerade eine Hochzeitsgruppe durch das Dorf, begleitet von einer Musikkapelle, die es wohl darauf anlegte, möglichst schräg zu spielen. Auf dem Festplatz wartete bereits eine zweite Kapelle.
Der Bräutigam oder dessen Eltern müssen wohl wichtig und reich sein. Und Alkohol gab es auch reichlich, nicht irgendein lokales Getränk sondern ganz profanes Bier aus der Dose. Am dritten Tag stand dann die Fahrt über den Uyuni Salzsee an. Der Salar de Uyuni in Bolivien ist mit mehr als 12.000 km² der größte Salzsee der Welt. An der dicksten Stelle soll das Salz unter ganze 10 m dick sein und an der tiefsten Stelle ca 200m tief. Und zu alle dem liegt er noch auf über 3500 m Höhe. Noch vor Sonnenaufgang und ohne Frühstück oder warmen Kaffee ging es los, denn den Sonnenaufgang wollten wir auf dem Salzsee erleben. Es war bitterkalt und hier genoss ich den Vorzug einer Heizung im Geländewagen. Wie gewünscht erreichten wir noch vor Sonnenaufgang den großen Salzsee und der Fotostopp wurde bereits in der unendlichen Weite der Salzwüste eingelegt. Gegen den Salar de Uyuni war der bereits von mir beschriebene Salzsee in Argentinien ein kleiner Tümpel. Ein eisiger Wind fegte über den Salar de Uyuni und jeder war froh über die vielen Lagen Kleidungsstücke die wir dabei hatten. Mitten im See gibt es noch eine Insel, die auch gerne als Stopp angefahren wird. So machten wir hier unsere Frühstückspause. Doch der Wind war weiterhin eisig und die Sonne hatte noch keine Kraft. Es folgten noch weitere Stopps, unter anderem natürlich für Fotos, aber auch an einem Hotel mitten auf dem Salz. Hier kam ich mit einer Familie aus Neuseeland ins Gespräch, die bereits vor 20 Jahren das den See überquert hatten. Damals gab es vielleicht 2 oder 3 Touristenfahrzeuge täglich, heute sind es eher 100, die im laufe des Tages den See überqueren. Trotz dieser großen Anzahl verlieren sich die Fahrzeuge in der Weite der Salzwüste.
IN einem Reisebericht habe ich mal gelesen, dass es ein irres Gefühl sein soll, bei Tempo 100 auf dem Motorrad die Augen zu schließen und wer am längsten blind fährt, der hat gewonnen. Angeblich hat es mal ein Motorradfahrer drei Minuten geschafft und eine Motorradfahrerin berichtete von einer Minute. Ich kann davon nur abraten. Die Oberfläche ist natürlich nicht 100%ig eben und es liegen auch vereinzelt Teile auf dem Salz. Und ich mache noch eine einfache Rechnung auf. Bei Tempo 100 lege ich in 3 Minuten 5 Kilometer zurück, ein entgegenkommendes Fahrzeug ebenfalls 5 Kilometer. Und dann macht es plötzlich BUMM. Der Salzsee ist so groß, da trifft man sich nicht? Ich musste vor vielen Jahren mal im Indischen Ozean einen Vollkreis über Steuerbord mit einem Frachter fahren, weil das erste Schiff, das ich nach drei Tagen sah, direkt auf Kollisionskurs war und keine Anstalten machte, seiner Ausweichpflicht nachzukommen und auch auf meine Funkanrufe und Scheinwerfersignale nicht reagiert. Der wachhabende Offizier hatte wohl auch die Augen geschlossen.
Während der viertägigen Tour wurde in einfachen Hostals übernachtet, einmal in einem Salzhostal, in Höhen zwischen 3800m und 4200 m.
In Uyuni, der Stadt in Bolivien, die auch als Namensgeber für den Salzsee fungiert, gibt es noch eine skurrile Attraktion, den Eisenbahnfriedhof. Vor den Toren der Stadt sind die alten Lokomotiven der Witterung und dem Salz ausgesetzt und verfallen langsam. Heute ist es eine Attraktion und man sieht Touristen, wie mich, auf den alten Lokomotiven herumklettern.
In der Kleinstadt Uyuni gibt es alle Versorgungseinrichtungen und auch Bankautomaten an fast jeder Ecke. So ist es für diejenigen, die nicht nach San Pedro in Chile zurück fahren auch nicht erforderlich dort Bolivianos zu einem richtig schlechten Kurs einzutauschen. In Uyuni trennte sich auch unsere Gruppe. Nur Phil, der Schotte fuhr mit zurück nach San Pedro, die Holländer wollten mit dem Bus nach La Paz.
Ich werde der Gruppe mit meiner Philosophie zum „Nichts tun“ einige Zeit in Erinnerung bleiben. Für alle war es ein Unding, einfach Nichts zu tun. So war auch ein Unternehmensberater mit von der Partie, dem solche Ansichten ein Dorn im Auge waren. Doch ich merkte, dass sie sich damit beschäftigten. Sie kamen nach einiger Zeit selber auf das Thema zu sprechen. Es ist auch gar nicht so einfach, Nichts tun zu definieren. Ich wollte ja auch nur einen Anstoß geben, mal über unsere verplante Zeit nachzudenken.
In San Pedro de Atacama genoss ich dann auf nur 2450 m Höhe die Sonne und das „Nichts Tun“
Wie ging es weiter? Mein nächster Zwischenstopp auf den Weg nach Peru war Calama, das wirtschaftliche Zentrum der Atacama und einer der wichtigsten Bergbauregionen Chiles. In der Nähe, in Chuquiamat, ist der Kupfertagebau in der nordchilenischen Atacama-Wüste in der Región de Antofagasta der größte Tagebau der Welt. Hier gibt es nicht mehr die Atacama sondern nur noch eine landschaftliche Wüste.
Mir stand irgendwie der Sinn nach dem Pacific und so ging es relativ schnell nach Iquiqe am Pacific. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine moderne Stadt auf, mit Hochhäusern und einer belebten Strandpromenade. Die Stadt putzt sich heraus und einige alte Häuserzeilen im Zentrum wurden bereits renoviert.
Daneben gibt es die moderne Strandpromenade. Es scheint ein Paradies für Surfer zu sein, aber auch für Gleitschirmflieger, wie mir im Hostal berichtet wurde. Hier sah man einige Gleitschirmflieger, unschwer am riesigen Rucksack für den Gleitschirm zu erkennen. Im Hostal traf ich auch den einzigen US Amerikaner auf der Reise, der im November für Trump seine Stimme abgeben will.
Jetzt wird es langsam Zeit, auch Chile zu verlassen. Arica, die Grenzstadt zu Peru war schnell erreicht und hier komme ich dann auf den Anfang meines Berichtes zurück, meiner Ausreise aus Chile.
Gerd
PS.: zwichenzeitlich habe ich meinen Höhenrekord auf 5200 m gesteigert
Posted in Südamerika by gerdjanke with 4 comments.
ich war im sommer 2001 auch in chile und bin mit tourbus in 24h von santiago nach san pedro gefahren (ohne rückenweg, wow…!)
die ausflüge in’s valle de luna / el tatio bleiben mir lebhaft in erinnerung. leider war bei meinem anbieter das frühstück nicht inklusive… ;-´( bei sonnenaufgang habe ich mich in’s badekleid gestürzt und im mega warmen wasser gebadet. der ausstieg war dann doch seeehr kalt – aber das erlebnis einzigartig!
danke für den genialen bericht :-`)
Hello, jedes monat ich sehe dein blog ;ich verstehe nicht alle aber ich sehe die fotos .
Africa war nicht einfach ?
Diane, wir haben du in Maroc getroffen .
Hallo Gerd,
ich lass mal einen Gruß für Dich hier und wünsche Dir weiterhin viele, vor allem schöne Erlebnisse und Eindrücke.
LG, Jutta
Hallo,
die Berichte vom 13. und 18. 10
sehr informativ
Es grüßt Etsche