Peru vom 08.09.2016 bis zum 5.10.2016, Teil 1 Arequipa bis Cusco
Hier erst einmal meine Reiseroute durch Peru:
Von der chilenischen Grenze war mein erstes Ziel Arequipa. Da ich zwischenzeitlich vom Weltreisenden zum Weltenbummler mutiert bin brauche ich für die 420 km auf gut ausgebauter Straße zwei Tage. Meinen ersten Schock bekam ich aus Unwissenheit, als ich die Preise an den Tankstellen sah. 11 Sol, das sind ca 3 Euro kostete, Superbenzin. Dass man hier mit Gallonen rechnet kam mir nicht in den Sinn und erst Mr. Google half mir weiter. 3 Euro für eine Gallone, das entspricht 3,8 ltr. sind dann schon ok. Am 2. Tag in Peru nähere ich mich dann Arequipa. Es ist angenehme 25 Grad warm und plötzlich erscheint der erste Berg mit einer weißen Kappe. Von weitem grüßt der Vulkan Misti, der auch die Szenerie in der Stadt Arequipa beherrscht. Ich finde ein Hostal mitten in der Altstadt, nur wenige Gehminuten vom Plaza de Armas entfernt. Die Kathedrale ist das dominierende Bauwerk und der Platz ist bis in den späten Abend mit Leben erfüllt.
Doch noch eindrucksvoller erhebt sich hinter der Kathedrale der Vulkan Misti mit 5822 m. Auch wenn der letzte Ausbruch ca. 250 Jahre zurück liegt, so gilt der Vulkan trotzdem noch als aktiv.
Neben der Kathedrale beherrscht das Kloster Santa Catalina das Stadtbild. Zum Kloster hier mein kleiner persönlicher und kritischer Bericht über den Besuch des Klosters:
Das Kloster, bzw. die Klosteranlage ist wie eine Stadt in der Stadt. Eine fensterlose Außenmauer umschließt das Areal und man kann nicht erahnen, welcher Luxus im Inneren herrschte. Im offiziellen Faltblatt für Besucher heißt es, das Kloster habe Frauen, es handelt sich um ein Nonnenkloster, aller sozialen Schichten aufgenommen. Doch entspricht das nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Das Kloster hat nur Frauen aus den höheren Gesellschaftsschichten aufgenommen, die auch das nötige Kapital aufbringen konnten, sich in das Kloster einzukaufen und auch für den Unterhalt sorgen konnten.
Bei der Besichtigung der Anlage war ich im ersten Moment fasziniert, doch dann wurde ich auch nachdenklich und habe mich, ganz im Sinne eines Klosters, in eine ruhige Ecke zurückgezogen und meine Gedanken niedergeschrieben. Der Vergleich mit dem Protzbischof Tebartz van Eltz drängte sich förmlich auf. Die Wohnräume der Nonnen, auch als Zellen bezeichnet, waren eher Wohnungen mit einer Größe von 60 qm und mehr, hatten in der Regel 2 Räume, wobei der 2.Raum vermutlich für die Bedienstete der Nonne war. Auch eine eigene Küche war in der Regel vorhanden. Die „karge “ Einrichtung bestand auch aus einer Schlafnische, nicht spartanische 80 cm breit, sondern ca 1,50 m breite Schlafplätze. Mag jetzt jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Die Krönung war ein Swimmingpool, nicht sehr groß, doch 5 Steinstufen tief und ca 8m x 3 m.
Eine der sogenannten Zellen fiel aus dem Luxusrahmen heraus. Es war der Wohn- und Schlafraum einer einfachen Frau, deren Aufenthalt vom Kloster gesponsert wurde, da sie eine hervorragende Stimme besaß. Doch wurde ihr nicht gleiche Luxus gewährt wie den anderen Nonnen. Ihre Wohnung war erheblich kleiner und hatte auch keinen Raum für eine Bedienstete.
Im Gespräch mit anderen Reisenden äußerte ich die Vermutung, dass in der Anlage vermutlich auch Sklaven tätig waren. Dies wurde zwar vehement verneint, doch der Alleswisser Wikipedia schreibt dazu: „Santa Catalina beherbergte zeitweise bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete. Die Dienstboten wuschen die Wäsche der Nonnen und erledigten für sie den Einkauf, da die Nonnen in Klausur leben. Über ihren sechstägigen Gastaufenthalt in der Klausur im Jahre 1834 berichtete die französische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Flora Tristan im Jahre 1834 ausführlich über das Kloster und die Nonnen von Santa Catalina. Flora Tristan zufolge lebten sie weit ungezwungener, als ihre strenge Regel es hätte erwarten lassen.
Papst Pius IX. entsandte im Jahre 1871 Sr. Josefa Cadena OP, eine für ihre Regeltreue bekannte Dominikanerin, nach Santa Catalina, um das Kloster zu reformieren. Sr. Josefa ließ die üppigen Aussteuern nach Europa zurücksenden, entließ die Dienstboten und gab Sklavinnen die Freiheit.“
Heute ist das Kloster eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Peru.
Mein weiterer Weg führte mich nach Puno am Titicacasee.
Natürlich gehört ein Abstecher zum und eine Fahrt auf dem Titicacasee zu einer Reise nach Peru. In meinem Kopf habe ich Bilder der Ra II, mit der Thor Heyerdahl den Atlantik überquerte, ein Boot aus Schilf, gebaut von den Indianern am Titicacasee, aber auch Bilder von einer Fahrt auf einem Schilfboot auf dem Titicacasee. Mein Reiseführer hat mich aber erst einmal gebremst, denn der Besuch des Titicacasees mit den schwimmenden Inseln wurde als „Disneyland auf dem Titicacasee“ beschrieben.
Puno ist ein touristisch erschlossener Ort mit unzähligen Touranbietern. Alle haben auch eine Fahrt zu den schwimmenden Inseln der Uro im Programm. Wenn es so viele Anbieter gibt, dann muss es dort ja auch ein buntes Treiben der Touristen geben. Egal, auch ich bin hier ein Touri und so buchte ich so eine Fahrt, die mit Abholen im Hotel gigantische 10 Euro gekostet hat. Die Fahrt ging mit einem Motorboot durch den Schilfgürtel zu den schwimmenden Inseln.
In meiner Vorstellung waren es Inseln mitten im See, doch in Wirklichkeit liegen sie gerade weniger als 100m außerhalb des Schilfgürtels. 2000 Uros sollen noch auf den ca 50 Inseln leben. Aus der Entfernung sieht es so aus, als ob es zwei große Inseln wären, doch tatsächlich sind es jeweils kleine Eilande. 5 Sol, das sind ca 1,40 Euro Eintritt kostet der Besuch der Inseln. Bis vor einigen Jahren wurde kein Eintritt genommen, doch, so wurde uns erzählt, wurde dann jedes mal für das Fotografieren die Hand aufgehalten. Das ist jetzt mit dem obligatorischem Eintritt abgegolten. Der Eintritt wird stilecht von einer kleinen schwimmenden Insel im Zufahrtskanal kassiert.
Auf der Insel, auf der unser Besuch angekündigt war, leben 6 Familien mit 27 Personen, also keine Großfamilien. Man ist auf Tourismus eingestellt und der Inselchef stellte anhand von Modellen den Aufbau der Inseln da. Auch der Bau der berühmten Schilfboote wurde anhand von Modellen dargestellt. Anschließend konnte wir die Hütten betreten, nicht ganz uneigennützig von den Bewohnern, denn, wie zu erwarten, boten sie allerhand Artikel zum Verkauf an.
Der Tourismus ist neben dem Fischfang und der Entenjagd die 3. Einnahmequelle der Bewohner. Beeindruckt hat mich der Humor der Bewohner. Viele Erklärungen zum Bau der Boote und zum Aufbau der Inseln wurden mit Anekdoten und witzigen Bemerkungen ergänzt.
Im Alltag nutzen die Bewohner moderne Aluboote mit Außenborder, für uns Touris wird dann ein Schilfboot zum übersetzen zur Hauptinsel genutzt.
Trotz der Vermarktung sollte sich keiner von einem Besuch abhalten lassen und letztendlich trägt der Tourismus auch zum Erhalt der Inseln bei und liefert den Bewohnern, wenn auch ein bescheidenes Zusatzeinkommen.
Ich bin jetzt auf touristischen Pfaden unterwegs und mein nächstes Ziel ist sicherlich eine der Hauptattraktionen Südamerikas und gehört auch zu den sogenannten „7 neuen Weltwunder“: Machu Picchu. Ausgangspunkt ist für die meisten Besucher, so wie auch für mich, Cusco.
Die Fahrt zu den Inkaruinen ist kein billiges Vergnügen. Und wenn man, wie ich, die bequeme Variante wählt, ist man mit ca 220 Euro Zusatzkosten, ohne Essen und Unterkunft dabei. incl. ist eine Zugfahrt von Cusco nach Aguas Calientes. Von hier starten dann die Busse auf einer Schotterpiste bis zur Ruinenstadt. Eine Straßenverbindung nach Aguas Caliente gib es nicht. Trekkingfans kommen günstiger ans Ziel, da man mit Bussen bis zu einem Wasserkraftwerk -Hydro elektrica- in der Nähe fahren kann und dann entlang der Bahngleise wandern kann. Weitere Sparmöglichkeiten sind die Busfahrt zur Ruinenstadt, da man auch hier hoch wandern kann. Wer Zeit hat, sollte ruhig 2 Übernachtungen in Aguas Caliente einplanen, da die Tagestouren von Cusco doch recht stressig sind und man mitten in der Nacht aufbricht. auch steht man dann immer unter Zeitdruck, wenn man in der Ruinenstadt ist.
Und da ich „zeitlos-on-tour“ bin habe ich die 3 Tage variante gewählt. Morgens um 6.30 Uhr kam das vorbestellte Taxi pünktlich am Hotel an. Ca. 30 Minuten dauert die Fahrt vom Centrum Cuscos zum Touristenbahnhof -vom Stadtbahnhof fahren keine Züge nach Machu Picchu. Mein Hauptgepäck und das Motorrad konnte ich für die 3 Tage im Hotel lassen. Wie in einem Flugzeug stellte sich der Zugführer als „Traincaptain“ vor und während der Fahrt gab es regelmäßig Informationen über den Streckenverlauf.
Nach der Hälfte der Strecke verändert sich das Landschaftsbild und die Anden zeigen sich mit steilen Felswänden und einem grünen Regenwald.
In Aguas Calientes bricht dann der normale Touristenwahn über einem her. Ohne Machu Picchu gäbe es den Ort vermutlich gar nicht. So besteht der Ort aus Restaurants und Hotels und Hotels jeglicher Preisklasse. Durch die Begrenzung der Eintrittstickets für Machu Picchu auf 2500 Besucher täglich wird der Ort vermutlich auch nicht weiter wachsen. In Cusco erzählte man mir, ich solle möglichst früh zur Ruinenstadt aufbrechen. Um 7.30 Uhr war ich dann an der Abfahrtsstellle der Busse und eine bestimmt 100 m Warteschlange erwartete mich. Doch es ging erstaunlich zügig voran. Ohne Leitplanken ging es die engen Serpentinen hinauf. Machu Picchu liegt auf ca 2400m, also einer Höhe, die auch für nicht Alpinisten angenehm ist. Ich war gleich beim ersten Anblick der Ruinenstadt überwältigt.
Neben der Ruinenstadt ist die Inka Brücke eine weitere Attraktion am Berg. Für mich war weniger die Brücke das faszinierende sondern der Weg am steilen Berghang. Und für mich auch unvorstellbar, wie die Inas es geschafft haben, dem steilen Berg einen Pfad abzuringen, rechts der Abgrund und links die steile Bergwand und der Pfad so schmal, dass sich unmöglich zwei Leute begegnen können. Selbst der für Besucher zugängliche Weg ist schon beeindruckend. Gestandene Bergsteiger mögen darüber schmunzeln, doch für mich Flachlandalpinist war der Weg schon etwas besonderes (Natürlich war der Weg gut gesichert). Die Inkas haben diese Wege im Lauf passiert, um Botschaften weiter zu bringen.
Aber auch die Terrassenfelder waren beeindruckend. Einer der Hauptgründe, warum dieser Ort von den Inkas gewählt wurde, soll das Vorhandensein einer Quelle sein, natürlich neben strategischen Überlegungen.
In Machu Picchu buhlte die Anlage und die Szenerie der Berge um meine Gunst. Ich kann mich nicht entscheiden, was mich mehr faszinierte. 2400, Höhe ist ja nichts in den Anden, fast wie ein Sanatorium mit einer extra Portion Sauerstoff . Die Berge ähneln riesigen Steinblöcken und erinnerten mich auch etwas an den Zuckerhut in Rio de Janeiro. Irgendwie haben es die Bäume geschafft, hier Wurzeln zu schlagen.
Als Highlight wird die Besteigung der flankierenden Berge beschrieben. Doch auch die Besteigung ist limitiert. Glücklicherweise waren die Kontingente bereits für die nächsten 6 Wochen ausverkauft, so dass ich gar nicht erst in die Verlegenheit kam, es zu versuchen.
Nach fast 7 Stunden in der Ruinenstadt mache ich mich auf den Rückweg, immer noch überwältigt von der Anlage und der Bergwelt. Trotz der vielen Besucher findet man in der Anlage immer mal wieder einen ruhigen Platz um sich von der Einmaligkeit dieses „Neuen Weltwunders“ gefangen nehmen zu lassen.
Den Abend lasse ich mit 4 Caipirinhas (zum Sonderpreis und sind auch nicht in der Kalkulation enthalten) ausklingen.
Den Abschluss von Cusco bildet noch eine Fahrt durch das Heilige Tal der Inkas.
Auch hier habe ich wieder eine typische Touristentour gemacht und bereue es nicht. Zum einem ist es immer einfacher, ohne Motorradkleidung und ohne Helm die Anlagen zu besuchen. Dazu hatte ich noch Glück, einen englisch sprechenden Guide zu haben, Auch auf dieser Tour gab es einige Inkaanlagen zu besichtigen.
Man konnte aber auch den Unterschied zu Machu Picchu erkennen. Machu Picchu ist eine zusammenhängende Anlage, während anderer Inkaanlagen doch verstreuter liegen.
Aber Peru ist nicht nur Titicacasee und Machu Picchu. Doch davon mehr im nächsten Bericht.
Gerd
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