Ecuador

Auf meiner Reise durch Südamerika habe ich auch 3 mal Ecuador durchquert. Meine erste Reise führte mich von Peru durch die Landesmitte nach Kolumbien, dann auf dem Rückweg im Osten durch den Regenwald und das dritte mal erst an den Pacific,  um dann nach einem erneuten Aufenthalt in Quito wieder Richtung Kolumbien zu reisen.  Das Land hat die eigene Währung abgeschafft und den US Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Nach dem ersten Eindruck geht es Ecuador im Verhältnis zu den Nachbarländern sehr gut. Gleich nach dem Grenzübertritt, ich habe die Grenze bei Macara überquert, fällt die Sauberkeit des Landes auf. Den vermüllten Straßen Perus folgen fast saubere Straßen in Ecuador. Und es war ein Genuß, hier der Panamerica zu folgen, die sich durch das Hochgebirge schlängelte. Auch die Straße war in einem guten Zustand und die Häuser schienen auch in einem guten Zustand zu sein. Doch der Eindruck täuschte. Nur Bolivien, Paraguay und Guyana haben ein geringeres BIP. Ecuador ist stark vom Erdöl abhängig, dass ca 60% der Exporterlöse ausmacht. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch die Reserven im Regenwald erschlossen werden. Im UNESCO-Biosphärenreservat Yasuni im Amazonastiefland werden große Erdölvorkommen vermutet. Der Präsident will dieses Erdöl nicht fördern. Stattdessen soll seiner Vorstellung nach die internationale Gemeinschaft dreißig Jahre lang die Hälfte des Nettogewinns, den das Land machen würde, wenn es das Öl ausbeutet, an Ecuador zahlen. Nach den mir zugetragenen Informationen war dieser Vorschlag des Präsidenten nicht erfolgreich. So wird es vermutlich zu einer Förderung im Regenwald kommen.

Hier noch ein kurzer Artikel aus Wikepedia zur Erdölförderung und den Umweltschäden:

Die Erdölförderung in Ecuador führt zu immer größeren Umweltbelastungen durch aus defekten Pipelines und anderen Leitungen austretendes Erdöl. Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa berichtete, die allein von der Firma Texaco während ihrer zwanzigjährigen Tätigkeit im Amazonasgebiet verursachte Kontamination sei dreißigmal höher, als die der Exxon Valdez in Alaska. In einem Gerichtsverfahren wurde Texaco von der Klägerseite beschuldigt, über 68 Milliarden Liter öliger Abwässer in der Umwelt zurückgelassen zu haben. (Die Exxon Valdez hatte damals 42 Millionen Liter Öl verloren). Nach 18-jährigem Rechtsstreit wurde der US-Ölkonzern Chevron, der im Jahr 2001 Texaco übernommen hatte, im Januar 2012 von einem ecuadorianischen Berufungsgericht dazu verurteilt, 18 Milliarden Dollar Entschädigung für die massive Zerstörung der Umwelt im ecuadorianischen Regenwald zu zahlen. Der Konzern kündigte an, vor einem Gericht in den USA gegen das Urteil vorgehen zu wollen. Da Chevron kaum noch Sachwerte in Ecuador besitzt, gehen Investoren in den USA davon aus, dass das Urteil das Unternehmen kaum etwas kosten werde.
Auch wird im Zusammenhang mit der Erdölförderung über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen an den Ureinwohnern berichtet. Im Jahr 2005 wurden geheime Verträge der meisten Ölfirmen mit der ecuadorianischen Armee bekannt, in denen diese sich zu einer Schutzfunktion für die privaten Unternehmen verpflichtet haben und dazu, indigene Amazonas-Bewohner im Umkreis der Förderanlagen festzunehmen.

Ich hatte keine Pläne für Ecuador.  Durch Empfehlungen anderer Reisender hatte ich mir nur zwei Orte vorgemerkt, Banos und den Nebelwald bei Mindo. Beides sind sehr beliebte Orte bei Backpackern und Trekkingtouristen. So gab  es auch in beiden Orten eine große Anzahl von Hostals und ein großes Angebot an Tourveranstaltern für diverse Aktivitäten. In Minos habe ich mich auf Ziplines durch den Regenwald tragen lassen. Man muss es mal gemacht haben, doch der besondere Kick war es nicht. Eine Wanderung zu mehreren kleinen Wasserfällen war da schon beeindruckender. Auf der Fahrt nach Banos passiert man den Chimborazo, mit 6287 m der höchste Berg Ecuadors und je nach Bezugspunkt der höchste Berg der Erde. Der Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der Punkt der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Dass er hierin den wesentlich höheren Mount Everest übertrifft, liegt daran, dass die Erde aufgrund der Rotation und der sich daraus ergebenden Fliehkraft keine Kugel ist, sondern ein Rotationsellipsoid, dessen Radius an den Polen kleiner und am Äquator größer ist. Nimmt man den Erdmittelpunkt als Bezugspunkt, so übertrifft der Chimborazo (1° südl. Breite) den Mount Everest (28° nördl. Breite) um mehr als zwei Kilometer. Auch am Chimborazo macht sich die Erderwärmung bemerkbar und der Rückgang der Gletscher ist messbar.

Die Trekkingtouren von Banos aus habe ich dann den Jüngeren überlassen und mir statt dessen von Banos aus bei einem Kaffee ganz entspannt die Bergkulisse angeschaut. Hier traf ich auch auf ……., der Name ist mir leider entfallen, der seit 5 Jahren mit dem Motorrad auf Reisen ist. Er ist EDV Spezialist und betreut die Netzwerke zweier kleinerer Unternehmen in Deutschland. So kann er sich mit ein oder zwei Stunden  täglicher Onlinearbeit seine Reise finanzieren (In Mali habe ich auch einmal einen jungen Hamburger getroffen, der seine Reise ebenso finanzierte).

Die Hauptstadt Quito war natürlich auch ein Ziel meiner Reise. Quito hat, wie fast alle Städte in Entwicklungs- und Schwellenländer ein großes Verkehrsproblem und das tägliche Verkehrschaos ist Standard. In Quito habe ich erstmals durch Chang Liu, einer jungen Chinesin von der Habitat III Konferenz gehört, die gerade in Quito stattgefunden hat. (wer jetzt googelt:die Konferenz war im Oktober 2016)  Chang Liu habe ich zufällig bei einem Kaffee getroffen. Sie war Teilnehmerin dieser Konferenz und wartete jetzt auf ihren  Heimflug.

Aus einem Beitrag des deutschen Institut für Emtwicklungspolitik (d i e):

„Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Als Folge von Migration, natürlichem Bevölkerungswachstum und Eingemeindung werden es im Jahr 2050 voraussichtlich zwei Drittel sein. Ungefähr 90 Prozent des Wachstums findet in Entwicklungs- und Schwellenländern statt, insbesondere in Asien und Afrika. Kleine und mittlere Städte stellen dort die am schnellsten wachsenden Räume dar.
In Städten konzentrieren sich sowohl Herausforderungen als auch Potenziale globaler Entwicklung. Eine noch steigende Anzahl der städtischen Bevölkerung lebt in informellen Siedlungen ohne Zugang zu adäquater sozialer und technischer Infrastruktur. Städte verursachen 70 Prozent der klimaschädlichen Gase und haben einen hohen Flächen- und Ressourcenverbrauch. Gleichzeitig gehen von ihnen wirtschaftliche Entwicklung und soziale und ökologische Transformationsprozesse ins Umland und weltweit aus.
Auf der Habitat III-Weltkonferenz für Siedlungs- und Stadtentwicklung im Oktober 2016 in Quito, Ecuador wurde ein globaler Fahrplan für nachhaltige Stadtentwicklung der kommenden zwanzig Jahren verabschiedet: die New Urban Agenda.“

Diese Aussagen decken sich mit meinen eigenen Erfahrungen in den Städten in Afrika und Südamerika. Der Kampf um jeden Zentimeter auf den Straßen, die Luftverpestung durch Autoabgase und die ungesteuert wuchernden Städte lassen viele Städte kollabieren. Die Aussicht auf besserer Lebensbedingungen tragen zur Landflucht bei. Durch Bürgerkriege wird dieser Effekt noch verstärkt. So lebt z.B. in Peru jeder Dritte in der Region Lima.

Ich kann jetzt natürlich großspurig behaupten, für diese Erkenntnisse brauche ich keine große Konferenz oder ein Institut wie das d i  e, da reichen meine eigenen Beobachtungen auf meiner Reise. Doch das würde dann vermutlich keinen Interessieren. Doch leider  sind auch die Ergebnisse der Habit III Konferenz nicht bindend, nur Absichtserklärungen. Und Deutschland war hier auch nur mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin als Delegationsleiter vertreten im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten, die mindestens auf Ministerebene vertreten waren (Es soll angeblich Kompetenzstreit zwischen den Ministern gegeben haben).

Hier noch einmal Danke an Chang, durch die ich mich etwas tiefer mit diesem Thema befasst habe. Auch sehe ich viele Entwicklungen in den Städten und auf dem Land kritischer.

So, das war es erst einmal mit der Weltpolitik.

Quito liegt fast genau auf dem Äquator, aber eben nur fast. Wenige Kilometer nördlich der Stadt gibt es das obligatorische Monument für den Äquator. Ich bin daran vorbeigefahren, habe aber auf das Selfie mit Gerd, Motorrad und Äquatormonument verzichtet. Es ist ein beliebter Ausflugspunkt für die Städter und  es kostet zusätzlich Eintritt. In Quito war ich zweimal für einige Tage. Jede Stadt in Südamerika, die etwa auf sich hält , hat ja eine Christusstatue, einen Engel oder ähnliches zu  bieten. Hoch über der Stadt Quito, auf einer Höhe von rund 3.000 Metern, wacht eine Statue aus Aluminium über die hochgelegene ecuadorianische Hauptstadt und ihre Einwohner. Die Jungfrau von Quito wird auch liebevoll die „Jungfrau des Brötchens“ genannt, weil sie vom Panecillo (auf Deutsch „Brötchen“), einem der Hügel, die die Stadt umgeben, auf Quito hinunterblickt. Es soll die weltgrößte Aluminiumstatue sein. Ich war auf beiden Reisen auf dem Hügel. einmal tagsüber mit einem Touribus und das zweite mal abends mit einer Tour durch mein Hostal.

Die Altstadt Quitos (UNESCO Weltkulturerbe)wurde fast vollständig renoviert (daher vielleicht auch der Eindruck, dass es Ecuador sehr gut geht) und zu einer Altstadt gehört eben auch eine Kneipenszene. Auch dies hat Quito zu bieten und am Wochenende ist die Kneipenstraße voller Leben und Laiendarsteller. An den übrigen Tagen buhlen dann die vielen Lokale um die wenigen Besucher.  In anderen Reiseberichten habe ich gelesen, Quito sei sehr gefährlich und man solle auf jeden Fall, auch für kurze Strecken, ein Taxi nehmen. Ich habe mich nie unsicher gefühlt, auch abends, wenn ich zu Fuß zurück ins Hostel ging. Vielleicht hat ja mein Schutzengel gute Arbeit geleistet. Der hatte bisher auch schon reichlich zu tun.

Meine nächste Reise durch Ecuador erfolgte von Nord nach Süd überwiegend durch den Regenwald. Mein Ziel war ja der Amazonas. Die Fahrt war relativ unspektakulär. Wenig später setzten dann die durch El Nino verursachten extremen Regenfälle ein, die in der östlichen Region Ecuadors zu schweren Schäden führten. Doch davon habe ich bei meiner Fahrt noch nichts mitbekommen -ausser einigen topischen Regengüsse-

Die dritte Tour führte dann wieder von Süd nach Nord. Hier ging es nach Puerto Lopez am Pacific zu meiner ersten Walbeobachtungstour. Puerto Lopez nennt man scherzhaft auch Galapagos für Arme. Eine ganztägige Tour war für ca 30 Dollar zu buchen und beinhaltete auch eine geführte Wanderung auf der Isla de la Plata. Bei einem der Veranstalter arbeitete auch eine deutsche Biologin, die versuchte, Touren zu verkaufen. Sie war vor einigen Jahren auf ihrer Reise in Puerto Lopez „hängen geblieben“ Für mich war es nach der Tour allerdings ein Rätsel, wie eine Biologin solche Touren anbieten kann. Aber vielleicht hält sie mit ihrem Sachverstand ja die Boote auf etwas Abstand von den Walen.  Bei meiner Tour waren nur zwei Boote vor der Isla de La Plata und wir bekamen auch mehrere Wale zu sehen. Dabei war es fast wie eine Verfolgung der Wale, um ihnen möglichst nahe zu sein. Für mich war es mindestens so spektakulär, einen einzelnen Wal von einer Klippe aus zu beobachten.

Von Puerto Lopez ging es noch einmal nach Quito um dann Richtung Norden, Kolumbien zu reisen. Hier ereilte mich auch einer meiner gefühlt 20 Reifenpannen, diesmal am Vorderrad, wobei ich auch die Kontrolle über das Motorrad verloren habe und…..zack lag das Motorrad auf der Seite. Mein Schutzengel  hat dafür gesorgt, dass ich 1. unversehrt blieb, 2. der Platten 100 m nach einer Tankstelle war und 3. gleich ein freundlicher Autofahrer anhielt, mir beim Aufrichten des Motorrades half und zur Tankstelle begleitete um dort das Rad auszubauen. Doch damit nicht genug. Mit dem ausgebauten Rad ging es in eine kleine Werkstatt, seine Frau wartete derweil beim Motorrad, um dort den Schlauch flicken zu lassen. Reifenreparaturläden gibt es hier genug. Der Mechaniker wollte dann einen Dollar haben und als ich bezahlen wollte war mein Helfer beleidigt und bestand darauf, für mich zu bezahlen. Zwischendurch rief er noch in seiner Bank an, er würde heute später zur Arbeit kommen.

Mein Fazit für Ecuador: Ecuador ist entspannt und man übersieht leicht die Probleme, die auch hier vorhanden sind. Vielleicht führt mich ja in einigen Jahren meine Reiselust erneut nach Südamerika und eben auch nach Ecuador.

 

Gerd

Besuche einmal im Jahr einen Ort, den du noch nicht kennst.
Dalai Lama

 

 

PS.: habe mal wieder Probleme mit dem Hochladen der Bilder und hoffe, dieses bald nachholen zu können.


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