Herrenhaus und Sklavenhütte
Ouro Preto – Minas Gerais
Minas Gerais kann man wohl als Zentrum des brasilianischen Bergbaus bezeichnen. Der Name Ouro Preto, also schwarzes Gold, kommt von Goldvorkommen, dass von einer schwarzen Schicht überzogen war. Und hier beginnt meine Geschichte über die Zeit der Sklaverei in Brasilien.
Ouro Preto ist eine Studentenstadt und beherbergt auch die Fakultät für Bergbau. Ich war für 3 Tage Gast in einer Studenten WG, die sich in Brasilien Republica nennen. So nahm ich auch einige Empfehlungen für einen Stadtrundgang auf, der auch verschiedene Museen enthielt. Ich bin kein Museumshopper und so reicht mir im Regelfall ein Museum. Das von mir ausgewählte Museum der Regionalgeschichte versprach, Eindrücke aus der Entwicklung der Region zu zeigen. Ouro Preto ist reich. Das zeigt sich auch am Stadtbild, das von barocken Kirchen geprägt ist. Die UNESCO hat die Altstadt zum Weltkulturerbe erklärt. Das Museum zeigt die ganze Pracht der Kolonialzeit. Auch die Kirche und deren Würenträger wurden in voller Pracht dargestellt. Voller Spannung betrat ich einen Raum, der die Zeit der Sklaverei darstellen würde und……………..wurde maßlos enttäuscht. Gerade einmal zwei kleine Vitrinen zeigten einige Ausstellungsstücke, meist Folterinstrumente bzw. Fesseln. Auch das zweite Museum wies zwar auf einen Raum hin, der als Sklavenwohnraum beschriftet war, doch waren auch hier nur wenige Ausstellungsstücke aus der Sklaverei zu sehen. Eher die Uniformen und Waffen der Kolonialherren.
In Westafrika, z.B in Benin, habe ich Stätten des Sklavenhandels besucht und mir verschiedene Geschichten erzählen lassen. So gab es einen Baum, den die Sklaven mehrmals umrunden mussten, um ihre Heimat Afrika zu vergessen, bevor sie den Marsch zum Strand antraten. Dort gab es das Tor ohne Wiederkehr, das sie passieren mussten und sie sich danach nicht mehr umsehen durften. Sklaverei war in Afrika keine Erfindung der „Neuen Welt“ und auch heute noch ist Sklaverei in Afrika verbreitet. Mauretanien hat als letztes Land der Erde erst 1981 die Sklaverei gesetzlich verboten. Doch gibt es sie auch heute noch. Ich habe in Mauretanien den französischen Rapper CTD getroffen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinen Songs immer wieder auf diese Mißstände hinzuweisen.
Aber zurück nach Brasilien. Nachdem die einheimische indigene Bevölkerung den Strapazen in den Bergwerken der Region nicht mehr gewachsen war, und es nicht genügend „Nachschub“ gab, suchte man die neuen Arbeitssklaven in Afrika. Und der Handel florierte. Engländer, Holländer, Portugiesen, sie alle verdienten gut am Sklavenhandel. Es entstand der sogenannte „Dreieckshandel“. Die Schiffe fuhren beladen von Europa nach Westafrika. MIt dem Verkaufserlös der Ladung wurden auf den afrikanischen Sklavenmärkte Sklaven gekauft und nach der Überfahr nach Amerika dort verkauft. Hier wurden wiederum mit dem Erlös für die Rückfahrt nach Europa Waren eingekauft, die dann in Europa verkauft wurden. Der Begriff des „Dreieckshandels“ muss kritisch betrachtet werden, denn angemessen und neutral ist dieser Terminus nicht, da er versklavte Personen in eine Verwertungkette mit anderen Waren einreiht. Nicht der Mensch zählte, sondern nur der Profit für die Ware Mensch. Von den geschätzten 12 bis 15 Millionen Afrikanern, die nach Amerika verkauft wurden, blieben ca 1/3 in Brasilien. Brasilien hat sich lange gerühmt, heute ein Land ohne Rassenschranken zu sein. Doch sieht die Realität ganz anders au. Brasilien gehört zu den Schlusslichtern im Giniindex -Ungleichgewicht der Einkommen- und die indigene Bevölkerung und die Afroafrikaner haben den größten Anteil an den Geringverdienern. Die Bildungschancen der freigelassenen Sklaven waren von Beginn an nicht mit denen der weißen Bevölkerung gleich gestellt. Bei Aufnahmetests für Stipendien an der Uni Sao Paulo, an denen nur „arme“ teilnehmen können beträgt der Anteil der Brasilianer mit afrikanischen Wurzeln 80%.
Und in Brasilien gibt es die sogenannte „schmutzige Liste“, die bereits mehrfach von der brasilianischen Regierung veröffentlicht wurde. Hierin werden Firmen und auch Personen genannt, die nach der Definition Sklaverei der brasilianischen Regierung auch heute noch der Sklaverei beschuldigt werden. Die letzte Veröffentlichung wurde durch Interessenverbände, die stark beschuldigt wurden, verhindert. Über Umwege konnten engagierte Journalisten sich Zugriff auf diese Liste verschaffen und haben diese auch veröffentlicht. Ich habe mir die Liste angesehen, um vielleicht deutsche Namen darauf zu finden. Unter den 365 Namen fand ich einen rein deutschen Nachnamen. Ob es bei dem Namen um einen Zufall handelt oder ob es hier Verbindungen gibt, kann ich nur raten. Aber ein ehemaliger Neo Nazi Anwalt trug den gleichen Namen. Interessenverbände in Brasilien wollen die jetzige Definition für Sklaverei verwässern, um so ausbeuterische Machenschaften zu legalisieren.
Vor einigen Tagen wurde in den USA ein Museum eröffnet, dass ausschließlich der Aufarbeitung der Zeit der Sklaverei zum Inhalt hat. IN Brasilien hingegen wie auch in Uruguay oder Argentinien gibt es ein „kollektives Vergessen“ dieser Zeit.
Doch sollten wir in Europa nicht zu sehr auf Amerika hinabblicken. Man muss sicherlich den Begriff Sklaverei in Abständen anpassen. Damit meine ich nicht verwässern, sondern einen strengeren Maßstab anlegen. Wenn Arbeitgeber die Notlage der Menschen ausnutzen und Arbeit zu unwürdigen Bedingungen verrichten lassen, so ist das sicher mit Sklaverei zu vergleichen. Ich erinnere mich an einen Vorgang, den ich selber erlebt habe. Ein Arbeitgeber in einer der reichsten Städte der Welt suchte mehrere Arbeitskräfte. Sie sollten verheiratet sein und mindestens zwei Kinder haben. Auf meine Frage, warum denn die Familie so wichtig sei, beam ich zur Antwort: Die können nicht einfach so aufhören. Hier wurde die persönliche Situation ausgenutzt. Der Lohn, den dieser Arbeitgeber zahlen wollte, war ebenfalls nicht angemessen. Ähnliche Beispiele wurden mir auch erzählt, allerdings kann ich mich nicht dafür verbürgen. Noch schlimmer ist es bei den Personen, die illegal in Europa sind. Auf den Plantagen in Spanien oder auch den Hühnerfarmen gibt es Beispiel, die an Sklaverei erinnern.
Ich bin nicht so vermessen zu glauben, dass ich das Thema Sklaverei in einem kurzen Bericht umfassend darstellen zu können. Aber ich werde mich weiterhin damit beschäftigen. Und nicht nur mit dem, was war, sondern auch, was heute ist. Und da gibt es noch viel Leid auf diese Welt. Ob es die Näherinnen in Bangladesh oder die Fischer in Indonesien sind.
Mit diesen Gedanken verlasse ich für einige Zeit Brasilien, um evtl Ende des Jahres den Norden Brasiliens zu bereisen..
Gerd
Posted in Reisegedanken, Südamerika by gerdjanke with 1 comment.
Hallo,
Die Berichte vom 25.08. und 26.09. 2016,
sind nichts für mich. „Schulunterricht“
Ich vermisse auch Kommentare von anderen.
Es grüßt Etsche