Michael Smith
Michael Smith – ehemaliger Kapitän der Rugby-Nationalmannschaft Uruguays
12. Oktober 1972 In Montevideo startet ein Militärflugzeug mit dem Rugby Team des Old Christian Club Montevideo an Bord nach Santiago de Chile um dort ein Freundschaftsspiel zu absolvieren. Auch für Michael war ein Platz reserviert, obwohl er im Rugby Team der Britisch School of Montevideo ist. Auf dem Platz sind die beiden Teams erbitterte Rivalen, doch privat verbindet viele eine enge Freundschaft und so bekam auch Michel die Einladung, mit zu fliegen. Michael musste damals absagen, da er gerade eine interessante Arbeit aufgenommen hatte. Wegen schechten Wetters musste die Maschine in Mendoza einen Stopp einlegen. Von Mendoza nach Santiago ist es nur noch ein Katzensprung, nur die Anden liegen noch dazwischen und mit dem 6962 m hohen Aconcagua auch der höchste Berg Amerikas. Am nächsten Tag erfolgte dann der Weiterflug –in die Tragödie- Das Flugzeug zerschellte auf Grund eines Navigationsfehlers in über 4000 m weit ab jeglicher Zivilisation im Schnee der Anden. Hier gibt es keine Vegetation und keine anderen Lebewesen. Viele der Insassen wurden während des Absturzes getötet, andere überlebten die erste Nacht in der eisigen Kälte bis Minus 30 Grad nicht, andere wurden Opfer einer Lawine. Nach 8 Tagen wurde die Suche eingestellt. Ich will jetzt nicht die ganze Geschichte darstellen, da gibt es sehr gute Beschreibungen im Internet. Nachdem ich einiges durchgelesen habe läuft mir auch heute beim Schreiben noch ein Schauer über den Rücken. 72 Tage harrten die Überlebenden aus. Überlebt haben sie nur, weil sie sie sich vom Fleisch der Getöteten ernährt haben.
Heute treffe ich Michael in seinem Haus am See in Itapeva, der dieser Katastrophe nur durch Zufall entgangen ist. Natürlich ist auch der Absturz Thema unseres Gespräches, doch merke ich sehr schnell, dass Michael viel lieber über Sport redet, auch über seine eigene Sportvergangenheit, in der er es bis zum Kapitän der Rugby Nationalmannschaft Uruguays brachte. Der Absturz ist auch heute, nach über 40 Jahren, nicht vergessen, kannte er doch alle Opfer des Absturzes persönlich, waren viele Freunde dabei. Aber auch in der Bevölkerung Uruguays ist dieser Absturz nicht vergessen und auch die jüngeren kennen diese Tragödie.
So geht das weitere Gespräch über Sport, seine berufliche Karriere, sein Leben als Verwalter auf einer riesigen Fazenda, Mit Rugby konnte man vor 40 Jahren seinen Lebensunterhalt nicht auf Dauer bestreiten und so war das Studium, Michael hat Landwirtschaft studiert, ebenso wichtig wie der Sport.
Sehr schnell nach dem Studium ging Michael nach Brasilien und war auf verschiedenen Fazenden -Als Fazenda (port. für: Landgut) wird im Allgemeinen ein landwirtschaftlicher Großbetrieb in Brasilien bezeichnet. – als Verwalter tätig. Eine Fazenda istAuf den großen Fazenden gab es in der Regel ein eigenes Dorf mit Schule und ärztlicher Versorgung für die Arbeiter. 300 oder mehr Menschen lebten auf so einer Fazenda. Die Viehzucht war sehr Arbeitsintensiv. Wenn ich mir heute die Fazenden anschaue, die auf den Anbau von Mais oder Soya umgestellt haben, dann ist hier nur noch ein Bruchteil der Arbeiter beschäftigt. Ich konnte mir Bilder seiner Wirkungsstätten anschauen und war beeindruckt von den Dimensionen dieser Fazenden.
Auch wenn Michael seit mehr als 30 Jahren in Brasilien lebt und arbeitet ist er immer noch stolz auf sein Land, galt Uruguay doch lange als Musterland der Demokratie mit sozialer Ausrichtung in Südamerika.
Auch heute mit 63 Jahren ist Michel nicht im Ruhestand sondern arbeitet als Berater im Agrarsektor. Doch steht die Famiie für ihn immer im Vordergrund und so gewährte mir Micheal auch einen kleinen Einblick in Familienfotos.
Michael, ich danke Dir und deiner Frau für die herzliche Aufnahme in eurem Haus am See. Und ich danke Dir Michael, dass du aus Rücksicht auf meinen Roten Stuhl diesen nur als Dekoration nutzt.
Gerd
PS.: am 23. 8.2016 habe ich die Anden ca 1200 km nördlicher, also dichter am Äquator überquert und dabei eine max. Höhe von 4800 m erreicht. Übernachtet habe ich auf 3600 m fast genau auf dem Wendekreis des Steinbocks, also auf 23,5 Grad südlicher Breite. Morgens um 9 Uhr waren es noch Minus 8 grad und in der Nacht ging die Temperatur auf Minus 15 Grad runter. Der Flugzeugabsturz ereignete sich auf ca. 35 Grad Süd. Und die Anden sind auch im Südsommer in dieser Höhe schneebedeckt. Im November 2015 konnte ich diese beeindruckende, aber auch lebensfeindliche Landschaft selber vom Flugzeug aus bestaunen.
Posted in Der rote Stuhl auf Reisen, Menschen auf dem roten Stuhl by gerdjanke with no comments yet.
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