Buenos Aires Teil 3 Tango, Milonga, Feria de Mataderos, Zamba und Chacarera
In Buenos Aires gewesen zu sein, ohne eine Milonga besucht zu haben, ist nur ein halber Besuch. Doch was ist eine Milonga. Mir war eine Milonga vorher vollkommen unbekannt, ich kannte nicht einmal den Begriff. Schon bevor ich nach Buenos Aires kam, wurde mir in Argentinien immer wieder gesagt, in Buenos Aires müsse ich unbedingt auch ein Milonga besuchen.
Buenos Aires und Tango gehören zusammen. Milonga ist einerseits eine besondere Form des Tangos, sehr viel schneller und der weitgehende Verzicht auf besondere Formen wie den Ochos, also den Achten. Andererseits wird als Milonga die Tanzveranstaltung bezeichnet, auf der meistens alle drei mir bekannten Formen des Tangos getanzt werden, also Tango, Vals und Milonga. Natürlich begegnet man in Buenos Aires auf Schritt und Tritt
Der konnte bestimmt besser Tango tanzen
Hinweise auf die großen Tangoshows. Auf so einen Besuch habe ich verzichtet und bin statt dessen mit Freunden auf zwei verschiedenen Milongas gewesen. Auch auf der Plaza Dorrego gibt es regelmäßig Tangovorführungen . Der Beginn der Milonga ist in der Regel erst gegen 23.00Uhr. Vorher findet oftmals noch eine Tanzstunde mit professionellen Tanzlehrern statt, an der auch Anfänger wie ich teilnehmen können. Auf meiner ersten Milonga gab es zwei Gruppen, hier meistens als Klassen bezeichnet. Im laufe des Abends gab auf beiden Milongas dann noch durch ein Spitzentanzpaar jeweils eine kleine Showeinlage.
Auf einer Milonga gibt es einige Rituale, die einzuhalten sind. Als Beobachter stellt man fest, dass sich aus ganz verschiedenen Richtungen des Raumes die Paare zum Tanz treffen. Nur über Blickkontakt, nicht zu auffällig, eher ein etwas längerer Blick, dann weiterschweifend und zurückkehrend, und hoffend, das der Blick mit einem fast unmerklichem Nicken bestätigt wird. So können Mann und Frau sich auf den Weg zur Tanzfläche machen.
Eine Todsünde scheint es auch zu sein, während des Tanzes miteinander zu reden. Daniel, ein Schweitzer, der nur für den Tango für 6 Wochen in Buenos Aires war, klärte mich auf: Wie kann man seine Emotionen in den Tanz einbringen, wenn man sich mit anderen Dingen beschäftigt. Ich habe Frauen gesehen, die oft mit geschlossenen Augen tanzen, um so besser die Führung des Mannes über die Schultern zu spüren. Bis ich soweit bin muss ich wohl noch einige Jahre üben. .
Doch Argentinien ist nicht nur Tango. Auf der Feria de Mataderos habe ich etwas ganz anderes kennen gelernt. Mataderos ist ein Stadtteil etwas am Rande der Stadt. Hier gibt es ein riesiges Viehmarktgelände mit überdachten Laufstegen, auf denen der Auktionator und auch die Bieter von oben die Tiere begutachten können. Leider konnte ich die Anlage nicht betreten, aber von einem Parkplatz konnte ich dank eines netten Mitarbeiters eine kleine Plattform besteigen und wenigstens einen kleinen Ausschnitt sehen. In Anlehnung an die riesigen Schlachthöfe wurde die Gegend auch als Nueva Chicago bezeichnet und der regionale Fußballclub heißt auch entsprechend Nueva Chicago.
Sonntags ist auf der Plaza immer ein Fest mit viel Musik, Tanz und natürlich Essen und Trinken. Durch Zufall sehe ich den Hinweis auf ein kleines Museum
und spendiere auch die 15 Peso Eintritt.
Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass ich das Museum erst 3 Stunden später verlasse. Aus einem Raum, der sich dann als eine alte Bar entpuppt, dringt Musik. Es ist eine Art Wechselspiel zwischen einem Gitarrenspieler und dem Publikum.
Ich habe zwar nichts verstanden, aber es müssen spaßige Dialoge sein dem Applaus und Lachen des Publikums nach zu urteilen. Anschließend wurde zum Tanz aufgespielt, nicht Tango, sondern die Musik der Gauchos
und hier besonders der Zamba, nicht zu verwechseln mit dem brasilianischen Samba, und der Chacarera Ich werde mal versuchen, später ein paar Videosequenzen einzustellen. Wie beim chilenischem Queca sind auch der Zamba und Chacarera „Balztänze“, allerdings beider Partner.
Einen Tanz möchte ich noch erwähnen, dessen Namen ich nicht kenne. Beginn und Ende ähnelt den höfischen Reigentänzen, langsam schreitend, einander zunickend und sehr ernst schauend. Wenn sich die Paare dann allerdings gegenüber stehen wechselt der Rhythmus und es wird wieder die fröhliche Form des Chacarera. Den Abschluss bildet dann wieder der höfische Schreittanz. Ich kann mir nur vorstellen, dass es sich um eine Persiflage auf das Nacheifern der Großgrundbesitzer und Fleischbarone auf das höfische Leben in der „Alten Welt“ war.
Der Zamba und Chacarera wie auch später der Tango waren anfangs Tänze des Volkes und die reichen Rinder- und Getreidebarone schauten mit Verachtung auf das Treiben der einfachen Bevölkerung herab. Der Tango hat es in die Reichen Häuser geschafft, während nach meiner Sichtweise der Zamba und Chacarera Tänze des Volkes geblieben sind.
Jetzt nehme ich Abschied von Buenos Aires, Der Besuch der Feria de Matadores bildete einen schönen Abschluss. Zur Könung des Abends habe ich dann noch eine Einladung eines Journalisten nach Sao Paulo bekommen, mit dem ich bei einer Flasche Rotwein über Reisen und die Veränderungen des Reisens philosophiert habe.
Gerd
PS.:1 Wer vom Microzentrum zum Plaza de Matadores fahren will kann ohne Umsteigen mit dem 126 Bus für 3,50 Peso (o,22 Euro) vom Plaza de Mayo fahren. Der Bus fährt dann durch San Telmo über die 9. Juli und Humberto Primero und der Avenida Directorio und vor der Querstrasse Av. Lisandro de la Torre austeigen, sich links halten und schon ist man da. Und wer nicht selbst nach Buenos Aires fliegt kann ja g……….
PS.: 2 ein Bericht kommt noch
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