vom Atlantik in die Anden
Vom Atlantik in die Anden
DAS Fußballspiel Boca Juniors gegen River Plate Mendoza, d. 31.01.2016
Meine Route will ich hier nur kurz beschreiben. Es geht von der Halbinsel Valdes am Atlantik quer durch Argentinien in die Anden.
Die Halbinsel ist Nationalpark und zur Walsaison sollen diese auch gut zu beobachten sein. Leider komme ich hier zu spät. Dafür gibt es große Seelöwenkolonien und auch Seeelefanten kann man hier beobachten Ein gut gemachtes Informationszentrum gibt Auskunft über den Park und zeigt auch ein Walskelett, angeblich das größte in Amerika. Beeindruckend, weil nicht beschönigend, waren auch Bilder zum brutalen Abschlachten der Seeelefanten bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts.
Der einzige Campingplatz im Naturschutzgebiet war leider sehr ungepflegt, Trotzdem blieb ich zwei Tage und habe dafür mit Pablo und Eric (der nächste Artikel auf dem roten Stuhl) erst das Sonnenuntergangsbier und dann noch guten Wein genossen. Als Wiedergutmachung für den Campingplatz habe ich mir die zweite Nacht gratis genommen.
Für jemanden, der gerne go….lt hier nun die Kurzfassung der Route: von Valdes nach Trelew, weiter an den Staudamm mit Erholungsgebiet Dique.
Am nächsten Tag Richtung El Bolson über Esquel. El Bolson ist die Hippiemetropole Argentiniens und man trifft Althippies aber auch die jungen durchgestylten Hippies, die vermutlich jeden Monat ihren Scheck bekommen. Auf dem Campingplatz luden mich dann ein argentinisches Paar zum Essen ein.
Und wieder bedauerte ich meine schlechten Fremdsprachenkenntnisse. Vielleicht ist ja noch etwas zu retten, wenn ich den Spanischkurs in Buenos Aires besuche. Die beiden kommen, wie sie erzählen, aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Daher arbeiten sie jeden Tag 12 Stunden und auch länger, um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten und auch selber nicht wieder in die Armut abzustürzen. Bei der wirtschaftlichen Situation Argentiniens mit Inflationsraten von über 25% bestimmt nicht einfach. Weiter ging es nach Bariloche, auch ein MUSS für jeden Argentinienreisenden. Schon in Chile fragte man mich, ob ich denn auch nach Bariloche fahre. Gut, jetzt war ich da. Da ich aber kein Wander oder Trekking oder was weis ich für ein Outdooraktivitätenfreak bin, war es nicht das Highlight meiner Reise.
Malague und San Rafael waren die nächsten Stationen, bevor es nach Mendoza ging. Weinliebhabern ist Mendoza bestimmt ein Begriff, ist es doch das Zentrum des argentinischen Weinanbaus mit der hier typischen Malbectraube und so wurden aus einer Übernachtung insgesamt 6 Tage Mendoza.
Über jeden der bisherigen Orte könnte ich eine Geschichte schreiben, über die Begegnungen auf der Strasse, auf den Campingplätzen, in den Hostels. Über den Weinabend in San Rafael mit dem Hostelbesitzer und und und. Doch ich will mich hier auf Mendoza beschränken, Mendoza kann nicht mit alten Gebäuden wuchern, wurde es 1861 doch fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört. Das eröffnete den Stadtplanern jedoch ungeahnte Möglichkeiten und so entstand eine Stadt mit großen Plätzen und breiten Straßen und Gebäuden, die selten höher als 2 Stockwerke sind. Die Fußwege beiderseits der Straße sind mehrere Meter breit und Bäume bieten ausreichend Schatten.
Die Plätze und breiten Strassen sind allerdings auch Schutzräume bei erneuten Erdbeben. Mendoza gönnt sich einen Stadtpark, der größer ist als der englische Garten in München und angeblich auch größer ist als der Central Park in New York.
In Mendoza genieße ich so die Tage und ohne irgendeine Planung ergeben sich die Highlights von alleine. Zum Frühstück, so zwischen 10.00 und 11.00 Uhr, teilt der Hostelbesitzer mit, dass er am Nachmittag ein Barbecue macht. 150 Peso (10 Euro)wären dafür zu zahlen incl. Getränke. Wer glaubt, ich brauche für meine Entscheidung Bedenkzeit, der irrt. Zum Barbecue hatte der Besitzer Freunde und Familie eingeladen und so waren wir mit 4 Hostelgästen mit von der Partie, Beginn sollte so gegen 14.00 Uhr argentinischer Zeitrechnung sein, also nicht vor 15.00 Uhr. Und tatsächlich, um kurz nach 15.00 Uhr war aufgetischt. Fleisch und Wurst wurde in großen Mengen aufgetischt. Zu meiner Überraschung gab es auch verschiedene Salate.
Dazu natürlich reichlich Wein, der nach dem Etikett eine Privatabfüllung war. Dann kam die Frage, ob ich auch zum Fußballspiel mitkommen würde. Der Argentinienklassiker Boca Juniors gegen River Plate wurde in Mendoza ausgetragen. Hier brauchte ich jedoch eine kurze Bedenkzeit, da ich nicht der große Fußballfan bin, doch dann habe ich glücklicherweise zugesagt. Angeblich gab es auch keine Karten mehr, doch ein Gast kannte rein zufällig den Präsidenten des Fußballclubs und nach einer SMS war innerhalb von 10 Minuten die Karte da. Ein anderer Gast war dann noch zufällig der Vater eines River Plate Spielers.
Boca oder River? Das ist auch eine Frage, die die Nation spaltet. Man kann ruhig Fan eines anderen Vereins sein, doch zusätzlich muss man sich wohl noch für einen der beiden führenden Vereine Argentiniens entscheiden. Wir saßen im River Block und das Spiel endete 1:0 für River. Ich mochte mir nicht vorstellen, was passieren würde, wenn der Schiedsrichter eine „unglückliche Entscheidung“ gegen River fällt, waren die Zuschauer doch selbst bei kleinsten Fouls immer lautstark mit ihrer Meinung dabei und natürlich haben sie alles besser gesehen als der Schiedsrichter.
Die Atmosphäre im Stadion ist schwer zu beschreiben. Selbst als die Spieler zum Aufwärmen aus der Kabine Kamen wurden sie, je nach Fanblock, mit Jubel oder Pfiffen begleitet. Es scheint wohl auch ein internationales Ritual zu sein, die gegnerischen Fans und ihre Mannschaft mit Schmähgesängen zu verunglimpfen. Ohne den Text zu verstehen hatte ich aber den Eindruck, dass es doch recht gemäßigt zuging. Trotz der Sicherheitskontrollen gab es die obligatorischen Rauchbomben vor Beginn des Spieles. Worum es bei diesem Spiel ging, war mir nicht klar. Es war kein Punktspiel aber auch kein Freundschaftsspiel, denn am Ende bekam River Plate einen Pokal überreicht. Doch darauf kam es für mich bei dem Spiel auch nicht an. Unschwer als Ausländer zu erkennen wurde ich in die Jubelszenen, besonders nach dem 1:0, einbezogen.
Die Besichtigung eines Weingutes mit einer Weinprobe stand noch an. Dank des guten öffentlichen Nahverkehrs fuhren drei Schweitzer, ebenfalls Gäste im Hostal, und ich nach Maipu, einem Vorort von Mendoza und bekannt für die große Anzahl von Winzereien.
Hierüber eine Kurzfassung, da jeder Weinkenner mich für meine Unkenntnis mit bösen Blicken bedenken würde. Als erstes stand eine der ganz großen Winzereien an, nicht geplant, sondern es war die erste auf dem Weg. Die Führung war sehr informativ und auch vom Umfang gut abgestimmt. Da es ein Industriebetrieb war, wollten wir auch noch eine Ökowinzerei besuchen. Auch hier eine informative Führung. Die Weinproben hingegen fielen leider recht dürftig aus Um ein vielfaches interessanter fand ich jedoch den Besuch auf einer Olivenfarm. Nicht nur der Olivenhain mit dem Bewässerungssystem und den verschiedenen Olivenarten wurde uns gezeigt, sondern auch die Verarbeitung mit einer anschließenden Verkostung der Oliven und auch des Olivenöls. Vorher waren mir die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen des Olivenöls gar nicht so bewusst, doch jetzt kann ich gut nachvollziehen, dass ein Olivenöl in der Küche nicht ausreicht. Nach 6 Tagen Zeitlos-on-tour verließ ich dann Mendoza, tiefer in die Anden hinein. Davon mehr im nächsten Bericht.
Gerd
PS: Ich habe meine grobe Reiseplanung geändert. Wollte ich anfangs von Buenos Aires nach Uruguay fahren und dann weiter nach Brasilien, um anschließend wieder Richtung Süden über Paraguay und Bolivien nach Chile zur reisen, so werde ich jetzt, sofern der Spanischkurs etwas Früchte trägt, einige Zeit in den spanisch sprechenden Ländern bleiben. Ihr könnt als an meiner Reiseroute erkennen, ob es mir gelingt, mit über 60 Jahren noch eine neue Sprache zu lernen.
Posted in Südamerika by gerdjanke with 2 comments.
moin jäson,
rechtzeitig zur veröfentlichung deines neuesten (und schon mit ungeduld erwarteten) reiseberichts, brachte mir der postbote heute die versprochene rätselgewinner-postkarte aus ushuaia (wie heißt es doch so schön: dhl-weltwei(l)t- wenns nicht eilt !-zumindest der oldenburger vertreter dieser weltfirma war sowohl per auto alsauch per pedes sehr flott unterwegs)
„mucho alegria“ beimm Spanisch-lernen !
eugen
ps:beim spanisch-wünschen war mir christarine aus berlin behilflich, die sich auch sofort auf deine neuesten ergüsse stürzen will
dann bin ich ja froh, dass dhl es geschafft hat, eine Ansichtskarte aus Argentinien nach Deutschland innerhalb von 8 Wochen zuzustellen. Vielleicht hat dhl ja mein Motto „zeitlos on tour“ geklaut.
Gerd
Jetzt in der 2.Woche in Buenos Airess