Don`t be a prisoner of the situation

 

Selten haben mich in den letzten Wochen  Worte so zum Nachdenken angeregt, wie die Worte eines Franzosen, den ich heute zum zweiten mal am Strand von Lome getroffen habe. Doch erst einmal zur Vorgeschichte.

Ich treffe ihn heute das 2 mal und er bedankt sich überschwenglich für das erste Gespräch, von dem er auch seinen Freunden berichtet habe. Wir haben uns über die Balance im Leben , z.B  zwischen Arbeit und Freizeit, aber auch zwischen Individualität und Aktivitäten in der Gruppe unterhalten und ich habe ihm meine Vorstellung zur Balance anhand einer Sinuskurve dargestellt, nach der jede Aktivität einmal im Vordergrund steht, aber dann auch wieder weichen muss, quasi in den Minusbereich der Kurve verschwindet und je größer die Ausschläge der Kurve sind, desto aktiver ist auch die Lebensgestaltung.

Heute hat Er mir den entscheidenden Impuls mit dem Satz,

Don`t be a prisoner of the Situation

gegeben.

Wann bin ich Gefangener der Situation? Erst dann, wenn es mir bewusst ist? Oder bereits vorher?

Bekommt dann die Aussage, man lässt sich einfangen von einer herrlichen Landschaft, von einer Musikdarbietung, von der Darstellung eines Künstlers eine neue Bedeutung für mich? Einerseits stellt es sich für einen ja positiv da, wenn man gefangen ist von einer Szene, von einem Ereignis, doch zeigt es anderseits auch, wie leicht man zu manipulieren ist. In der weiteren Folge heißt es auch, dass man nicht mehr frei in seinen Entscheidungen war. Wann ist “ gefangen sein“ eine Beeinträchtigung.

Ich erinnere mich an ein Beratungsgespräch. Es war freitags gegen 12.00 und mein letzter Termin an diesem Tag. Ein Besucher begehrte von mir eine Förderzusage. Die Entscheidung hierüber lag, natürlich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, in meiner alleinigen Verantwortung. Da es ein sehr interessanter Mensch war lenkte ich das Gespräch in eine andere Bahn, die letztendlich nichts mit seinem Begehren zu tun hatte. Nach einer Stunde fragte ich ihn, ob er bemerkt habe, dass ich ihm seiner Freiheit beraubt hätte. Erschrocken verneinte er dieses und fragte, wie ich zu dieser Aussage käme. Ich habe ihm bis zu diesem Zeitpunkt meine Entscheidung über sein Förderbegehren noch nicht mitgeteilt, obwohl ich alle relevanten Daten hatte. Er hätte doch einfach gehen können, entgegnete er. Konnte er es wirklich, oder war er Gefangener der Situation.

Ich habe die Situation mit Kollegen besprochen, die meine Meinung überwiegend nicht teilten. Für mich wurde hierdurch jedoch deutlich, mit welchen einfachen Mitteln jemand Gefangener der Situation im negativen Sinne sein kann. Der Besucher bedankte sich übrigens ausdrücklich für seine „Gefangennahme“, da ihm hierdurch deutlich wurde, wie manipulierbar er sei.

Diesen negativen Aspekten steht dann die positive Seite des Gefangen seins entgegen. Doch auch hier stelle ich mir die Frage, finde ich immer den Notknopf, um mich der Situation zu entziehen.

Das Thema ist für mich mit Sicherheit nicht abschließend behandelt und während meiner Reise gibt es bestimmt Gelegenheiten, mit anderen hierüber zu diskutieren. Ob ich diese Thema in meinen Reisegedanken nochmals aufgreifen werde, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, doch wird es mich weiter begleiten. Auch stelle ich mir die Frage, wann und wo ich im positiven wie auch im negativen Sinne Gefangener der Situation war.

Wer sich jetzt fragt, was diese Gedanken mit einem Reiseblog zu tun haben, dem entgegne ich, das ich keinen Reisebericht schreibe, sondern beschreibe meine Gedanken, Erlebnisse und Begegnungen. Auch finde ich wieder bestätigt, dass sich die Fragen schneller vermehren, als das ich Antworten finde.

Gerd Janke,

Lome, d. 5.1.2015

„Sei kein Gefangener der Situation“

„Sei kein Gefangener deiner selbst“

„Sei kein Gefangener der Zeit“

“ Sei einfach……..frei!

 


Posted in Reisegedanken by with 4 comments.

Comments

  • Norbert Heuer sagt:

    Als ich von Nigeria las,
    fiel mir der song „imagine“ von John Lennon ein…

    „Imagine there’s no countries
    It isn’t hard to do
    Nothing to kill or die for
    And no religion too
    Imagine all the people
    Living life in peace…“

    Stell dir vor, es gibt den Himmel nicht,
    Es ist ganz einfach, wenn du’s nur versuchst.
    Keine Hölle unter uns,
    Über uns nur das Firmament.

    Stell dir all die Menschen vor
    Leben nur für den Tag.

    Stell dir vor, es gäbe keine Länder,
    Das ist nicht so schwer.
    Nichts, wofür es sich zu töten oder sterben lohnte
    Und auch keine Religion.

    Stell dir vor, all die Leute
    Lebten ihr Leben in Frieden.
    Yoohoo-Ooh

    Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
    Aber, ich bin nicht der einzige!
    Und ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
    Und die ganze Welt wird eins sein.

    Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.
    Ich frage mich, ob du das kannst.
    Keinen Grund für Habgier oder Hunger,
    Eine Menschheit in Brüderlichkeit.

    Stell dir vor, all die Menschen,
    Sie teilten sich die Welt, einfach so!

    Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
    Aber, ich bin nicht der einzige!
    Und ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
    Und die ganze Welt wird eins sein.

    Na mal schauen, was noch so kommt…

    Auf jeden Fall bewundere ich Deinen Mut…
    Hoffe Du hast ein Satelliten-Telefon im Gepäck.

  • Eugen sagt:

    Geiles statement !
    Eugen

  • Alex sagt:

    hey papa, guter ansatz, aber bedenke doch: man kann auch ein gefangener der eigenen freiheit sein.

    wer sich aus allem rashält, sich nicht einfangen lässt, egal wie genussvoll es wäre, der unterwirft sich seinem unabhängigkeitsdrang und seinem vermeintlichen selbst als einzige regulatorische instanz.

    was ist denn vom menschen übrig, wenn er sämtliche leinen zu welt kappt? vielleicht eine freie existenz – aber eben keine souveräne.

    souverän ist, wer sich bewusst in unfreiheit begeben kann, wer sich auch freiwilig unterwerfen kann. permanentes ängstliches kontrollieren, ob man gerade gefangen genommen wird, führt nur zur askese, und die ist nie glücksstiftend.

  • Taylor sagt:

    Moinsen,
    hat mit Interesse deinen ** philosophischen **Text gelesen.
    Irgendwie hat mich das an Bob Dylan sein *All along the watchtower*
    erinnert.wo letzt endlich der König nicht aus seinem Käfig rauskommt.
    Einige Textzeilen von Musikern beschreiben diese Situation noch deutlicher.
    Keep on rockin into a free world-NEIL YOUNG
    Donn’t look back in anger OASIS
    The River BRUCE Springsteen
    Letzt endlich geht es doch darum,das jeder seine eigene,ganz persönliche
    Definition von LIVING ON YOUR OWN
    herausfindet und auch den Mut hat diesen Schritt und den Weg zu gehen.

    Manipulation- muß nicht unbedingt negativ sein.
    Manipulation-im Umkehrschluß Positiv
    -Inspiration kann auch zu verstärkten Kreativität führen.

    Also Genieße deine GEILE ZEIT

    Taylor

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