Aller guten Dinge sind drei – Brasilien zum 3.

Und es ist vermutlich nicht das letzte mal, gibt es doch noch so viel Orte , die ich hätte besuchen können/sollen.

Vor meinem Unfall wollte ich erst nach Iquitos/Peru fahren, um von dort mit dem Schiff weiter nach Manaus. Doch habe ich mich, wie ihr aus dem bisherigen Reiseverlauf ersehen könnt, anders entschieden.  Mein Ziel, eine Fahrt auf dem Amazonas, habe ich aber nicht aus den Augen verloren, vielmehr war es jetzt mein Hauptziel in Brasilien. Eine Fahrt auf dem Amazonas war schon immer einer meiner Fernwehträume. Brasilianische Freunde haben mich entsetzt gefragt, warum in aller Welt ich denn unbedingt mit einem Frachtschiff eine solche Reise machen will. Es gibt da fast nichts zu sehen. Ich gehe mal zurück in das Jahr 1971. Damals, gerade 18 jährig, habe ich ein Referat über die wirtschaftliche Bedeutung der Amazonasregion für Brasilien gehalten. Greenpeace wurde erst im selben Jahr von Friedensaktivisten in Canada gegründet und war in Europa unbekannt. Erderwärmung, Klimawandel waren unbekannte Vokabeln. Auch vom Völkermord an den Indios, wenn diese den Regenwald und ihre Heimat vor den Farmern und Goldsuchern schützen wollten, war fast nirgends die Rede. Mein Referat war  fast ausschließlich auf die wirtschaftliche Nutzung, drastischer ausgedrückt auf die Ausbeutung des Regenwaldes ausgelegt. Mag jetzt der eine oder andere denken, wie naiv ich denn gewesen sei. Dem muss ich leider erwidern, dass trotz allem Wissen weder die Vernichtung des Regenwaldes noch die Verbrechen an die Indios der Vergangenheit angehören. Und die Umweltverschmutzung mit Quecksilber und anderen Chemikalien durch die illegalen aber auch legalen Goldsucher hat schon fast apokalyptische Ausmaße angenommen.

Vielleicht  gehört die Fahrt auf dem Amazonas zu meinem wichtigsten  Ziel in Südamerika. Es ist vielleicht auch so etwas wie eine Aufarbeitung eines teils meiner Schulzeit. Das war nur kurz zur Einführung über meine Motivation zur Fahrt auf dem Amazonas.

Doch noch liegen von der bolivianischen Grenze bis Belem  5000 km vor mir.  Ich war ja bereits 2x in Brasilien und suche so den fast direkten Weg nach Belem. Nun ja, ganz so direkt war er denn doch nicht, sondern als eines der Ziele hatte ich Ilheu am Atlantik eingeplant, um einen Freund zu besuchen, den ich in Itapeva kennengelernt habe. Hier eine kurze Beschreibung der Route: von der bolivianischen Grenze ging es durch das Pantanal nach Campo Grande. Ich durchfuhr  den Bundesstaat Mato Grosso do Sul und dann Minas Gerais mit den riesigen Baumwüsten aus Eukalyptus. Kaum ein Vogel war hier zu sehen und die Bäume schienen im Gleichschritt zu wachsen, um dann, wenn die richtige Höhe erreicht ist, durch Harvester -das sind vollautomatische Holzerntemaschinen- geerntet zu werden. Wenn man sich die Plantagen schöne reden will, hier ein kurzes Fazit aus einem Bericht der Universität Freiburg: Bei konsequenter Umset­zung der heutigen Kenntnisse über die nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie Berücksichtigung gesellschaftlicher und sozialer Belange bei der Holzproduktion kann die Eukalyptus-Plantagenwirtschaft in Brasilien nicht nur in erheblichem Umfang zu der Produktion erneuerbarer Rohstoffe beitragen, sondern auch für eine nachhaltige Entwicklung des Landes – gerade in strukturschwachen ländlichen Räumen – sorgen.

Doch die kritischen Stimmen sehen das anders, und denen schließe ich mich an. Auch wenn in Brasilien kein Regenwald mehr abgeholzt wird für Baumplantagen, so werden jedes Jahr riesige Flächen Regenwald Opfer der Umwandlung zu Acker- und Weideland – und die Forstindustrie redet das dann schön, dass ja nur ehemaliges Ackerland für die eukalyptusplantagen genutzt wird. Wenn ich durch die Plantagen gefahren bin hörte ich die Bäume schreien: Hilfe, holt mich hier raus, ich bin ein Baum!

Naca 2500 km habe ich dann Ilheus erreicht. Hier, bzw. etwas südlicher, begann die Zeit der Portugiesen in Brasilien mit ihrer ersten Siedlung. In Ilheus genoss ich einige Tage bei Ennio, den ich in Itapeva getroffen habe. Die Region ist bekannt für den Kakaoanbau und, wie sollte es anders sein, gibt es natürlich eine Straße des Kakaos. Mit Ennio habe ich mich intensiv über den Kakaoanbau und die Vermarktung unterhalten können, auch dank meiner vorherigen Gespräche mit Marianne in Peru, die ja auch in diesem Bereich tätig ist, aber auch durch eigene Beobachtungen in Afrika. Und ich konnte verschiedene sehr gute Schokoladensorten aus Brasilien probieren.

Was wäre Brasilien ohne Bahia de Salvador. Eine Stadt voller Charme und Widersprüche. In keiner brasilianischen Stadt, nicht einmal in Rio, habe ich Zerfall und Neuaufbau so dicht nebeneinander gesehen. Entgegen allen Warnungen habe ich mir ein Hostal in der Altstadt gesucht. Das Motorrad stand sicher im Haus und der Besitzer versicherte mir, dass man selbstverständlich auch hier sicher auf der Straße ist. So ließ ich mich durch die Altstadt treiben und habe auch dem aufpolierten Zentrum einen Besuch abgestattet. Die Abende ließ ich aber in der Altstadt mit einem Caipirinha ausklingen.

Doch es wurde Zeit, der Amazonas ruft und mit der Annäherung an Belem wuchs auch meine Ungeduld, so dass ich nach Bahia de Salvador die nächsten Tage mit Motorradfahren verbrachte und der Hinterreifen rief mir zu: wenn du schonend fährst, dann halt ich noch einige Kilometer.

Im Zentrum von Belem gönnte ich mir ein gutes Hotel, um für die nächsten Tage auf dem Amazonas vorbereitet zu sein. Noch wusste ich nicht, wo und wie ich ein Schiff finde, hatte nur geringe Vorstellungen von den Kosten und und und

Und dann war alles recht einfach.

Mehr davon im nächsten Bericht mit Bildern


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