Gerd und sein Handy – Cali, d. 5.10.2017
Vielleicht erahnt der eine oder andere Leser ja schon was kommt. Es sollen ja schon Wetten abgeschlossen worden sein, wie lange mein jetziges Handy in meinem Besitz ist. Ja, es ist weg, mal wieder. Und ich mag gar nicht mehr aufzählen, wie viele Handys ich schon verloren habe, mir gestohlen wurden oder ich sonst wie vernichtet habe. Doch dieses mal hat das ganze einen besonderen Reiz. Mein Hotel ist in einer, sagen wir mal „nicht ganz so feinen Gegend“ in Cali in Kolumbien. Als ich einen Polizisten nach dem Weg frage, ich war zu Fuß unterwegs, schaute er mich ungläubig an, ob ich da wirklich hin wolle.
Er wollte mich erst nicht alleine weiter gehen lassen und schaute nach Personen, die vielleicht in die gleiche Richtung wollten. Aber nicht dort, sondern auf der Flaniermeile unweit der Iglesia La Ermita wurde es mir in einem Cafe gestohlen.
Jetzt habe ich ich in mein Hotelzimmer zurückgezogen und betrinke mich aus Frust mit zwei Dosen Club Colombia Bier. Dabei schreibe ich dann etwas über Cali.
Gestern bin ich erst im Dunkeln in Cali angekommen. Auf dem Weg zum Hotel, das ich mir vorab rausgesucht hatte, dachte ich nur: „in was für eine Gegend bist du da geraten“. Das Hotel entpuppte sich aber als recht ordentlich und die Rezeption öffnete auch sofort die Einfahrt zur Garage, ohne dass ich mich anmelden mußte. Es ist fast wie ein Drive In, denn ich konnte anschließend direkt neben der Rezeption halten. Ich sorge jetzt bestimmt für ungläubige Blicke, wenn ich das Hotel trotzdem empfehle, jedenfalls für Motorradfahrer. Das Motorrad steht absolut sicher in der Garage mit direktem Zugang zur Rezeption, die 24 Stunden besetzt ist. In unmittelbarer Nähe befinden sich einige Läden für Motorradteile. Wer einen neuen Reifen benötigt wird hier bestimmt fündig.
Gegenüber vom Hotel war ein recht großer Reifenhändler -für Motorradreifen- der auf Nachfrage auch die in Südamerika unübliche Reifengröße 140-80-18 vorrätig hatte, von Metzeler für ca. 70 Euro. Den Weg ins Zentrum kann man dann gut zu Fuß gehen und sich dann vom Leben und Arbeiten im Chaos überwältigen lassen. Handys werden ja nicht hier sondern auf der Flaniermeile gestohlen und erstochene oder erschossene Touristen lagen hier auch nicht rum. Und so schlimm kann die Gegend gar nicht sein. Hier gibt es mehr Blumenläden als in Afrika, jedenfalls von mir als solche erkannte Läden.
Und nach diesem Erlebnis, man hat es vermutlich überlebt, wurde nicht niedergeschlagen und ausgeraubt, kann man sich ja auf der Flaniermeile einen Cafe oder auch ein Bier gönnen, um sich dann in aller Seelenruhe ausrauben zu lassen. Das hier ist ja die bessere und auch sichere Gegend. Und ich wollte mir ja sowieso ein anderes Handy kaufen.
Trotz der erschreckenden Zahlen glaube ich nicht, dass man in Cali gefährdeter ist als in anderen Städten. In München oder Freiburg werden genauso Handys geklaut, vor allem, wenn man so leichtsinnig ist wie ich. Und bei den Morden handelte es sich meistens um Bandenkriminalität im Zusammenhang mit Drogen.
Gerd
ein wenig über Cali:
Mit der Gründung 1536 ist Cali eine der ältesten Städte Amerikas. Sie wird auch die Hauptstadt des Salsa genannt.
Bekannt wurde die Stadt auch durch das Cali-Kartell, das im Handel mit Kokain neben dem Kartell von Medellín eines der wichtigsten und mächtigsten Drogenkartelle der Welt war. Drogenhandel und im Zusammenhang mit Drogen stehende Gewaltkriminalität spielen trotz des Zerfalls des Kartells in Cali immer noch eine große Rolle. Der Arzt Rodrigo Guerrero, der 1992 und nach mehreren Jahren Pause auch 2011 wieder Bürgermeister der Stadt wurde, sah die Mordrate, die in den frühen 1990er Jahren noch um ein Viertel höher lag als in der Hauptstadt Bogota (dort: 80 pro 100.000 Einwohner) als größte Einzelursache von Todesfällen und bekämpfte es gemäß WHO-Empfehlungen wie eine Krankheit.
Mordrate je 100000 Einwohner
Deutschland o,7
USA 3,8 (jährlich 30000 Tote durch Schusswaffen, incl. der Selbstmorde und Tote durch Polizeiwaffen)
Cali 65
für Handydiebstahl habe ich keine Statistik gefunden.
Posted in Südamerika by gerdjanke with 2 comments.
Ich kann mich noch an die pre-handy-zeit erinnern, ging auch, nur alles langsamer…Gruß
Wolfgang
Da sage ich doch so etwas ist doch schon etwas „dusselig“
Das Synonyme für Dusselig ist dümmlich, beschränkt oder
nur einfach doof.
Aber zum Trost – Täglich werden fast 600 Handys in
Deutschland gestohlen. Im Jahr „verschwinden“ 4 Millionen
Handys in Deutschland. Diese Zahl werden sie nicht erreichen.
Also alles gute für das neue Handy.
Wünscht Etsche