Dengue Fieber

Irgendwann muss es mich ja wohl erwischen. War es im letzten Jahr die Typhuserkrankung in Kamerun, so konnte ich mich in Paraguay nicht zurückhalten und habe mir das Denguefieber gegönnt. Wo mich die Aedes-Mücke oder Tigermücke gestochen hat, kann ich nur grob einordnen, da die Inkubationszeit zwischen 3 und 14 Tage beträgt. Vermutlich ist es aber in Iguazu gewesen. Von dort bin ich nach Paraguay eingereist, und habe einige Tage in Ciudad del Este verbracht. Hier habe ich den Versand des Federbeines für mein Motorrad organisiert, da die Luftfederung den Geist aufgegeben hat. So habe ich das, was vor der Reise einige empfohlen haben, nachgeholt und einen Austausch der Luxusluftfederung gegen ein Wilbersfederbein durchgeführt. Da in Paraguay keines zu bekommen war und die Reparatur der Luftfederung nicht möglich war, habe ich bei Zietech in Deutschland ein neues bestellt. Gut war, dass ich telefonisch einen kompetenten Ansprechpartner hatte. Ich wollte allerdings nicht die horrenden Kosten für einen …-Expressversand übernehmen -ein kleiner Brief mit meinen Kreditkarten nach Montevideo hat über … Express bereits über 100 Euro gekostet, -dafür allerdings auch in drei Tagen ausgeliefert- und so habe ich den normalen Versand gewählt. Um die Zeit zu überbrücken, bin ich mit dem Bus nach Asuncion, der Hauptstadt Paraguays gefahren. Nach drei Tagen ging es dann weiter nach Conception, um von dort mit dem Schiff auf dem Rio Paraguay nach Bahia Negra zu fahren und auch wieder zurück. Ja, das war der Plan. Bis nach Conception verlief auch alles bestens. Doch am Montag abend, das Schiff fuhr am Dienstag ab, plagten mich ungewohnte Kopfschmerzen, die ich mit 2 Paracetamol anging. Am nächsten morgen dann noch eine Paracetamol als Frühstück, auf mehr hatte ich keinen Appetit, und so fühlte ich mich einigermaßen fit. Doch dem war nicht so, denn bereits beim Betreten des Schiffes übersah ich eine offene Luke, verlor das Gleichgewicht und fand mich mitsamt meiner Reisetasche zwei Meter tiefer am Boden der Laderaumes liegend wieder.

da passt noch mehr drauf, unser Schiff auf dem Rio Paraguay

da passt noch mehr drauf, unser Schiff auf dem Rio Paraguay

Fast pünktlich um 11. 00 Uhr legte das Schiff ab, voll beladen mit allem, was in den Dörfern am Fluss benötigt wird und neben den Passagieren, die zurück in ihre Dörfer fuhren, waren auch ein junges deutsches Paar, eine Schweizerin und ein Brasilianer auf dem Weg nach Bahia Negra . Das Schiff war mittlerweilen ein schwimmender Marktplatz geworden und man konnte von Obst bis zu Gebrauchsgütern alles kaufen. Doch ich konnte mich kaum an dem Chaos erfreuen, da die Temperatur immer weiter anstieg, jedoch nicht die Außentemperatur, sondern meine Körpertemperatur erreichte für mich ungewohnte 39,5 Grad. Das Denguefieber habe ich noch weit von mir gewiesen, da ich ja nur Fieber hatte und keine Hautausschläge oder Gelenkschmerzen. Die Nacht habe ich mit Wadenwickeln und weiteren Tabletten überstanden und war erst  guter Hoffnung, das es nur eine kurzer Fieberschub aus welchem Grund auch immer war. Doch die Hoffnung war vergebens, denn ich fühlte mich immer schlechter. So stand jetzt die Überlegung an, wo ich aussteige und wo ich dann hingehe. Der Maschinist des Schiffes hat mir dann den perfekten Plan gegeben, da im nächsten Hafen ein Boot liegen würde, das kurz nach unserer Ankunft nach Vallemi fahren würde, so dass ich dort noch den Bus nach Asuncion erreichen könnte. Unser Schiff wäre nicht mehr rechtzeitig dort, da im nächsten Hafen ein längerer Aufenthalt zum Entladen anstand. Ich mache es kurz: Also Sachen gepackt, zum nächsten Boot gequält, dort ca 3 Stunden verbracht bis zur Ankunft in Vallemi und tatsächlich stand der Bus schon zur Abfahrt bereit am Hafen. Die 10 stündige Fahrt nach Ascuncion habe ich auch überstanden. Um die Horrorfahrt komplett zu machen sei noch kurz erwähnt, daß der Bus in den Außenbezirken von Asuncion ausfiel und man nur meinte, jetzt können wir auch mit den Stadtbussen weiterfahren. Mit dem Taxi bin ich dann in ein mir bekanntes Hostal gefahren, nicht ohne mir vorher noch eine stärkere Dosis Paracetamol zu holen. Am nächsten morgen war ich dann soweit fit, um mich mit Herrn Dr. Internet über mögliche  Ursachen zu unterhalten. Zika oder Dengue kamen danach nur in Frage. Beide Erkrankungen sind, sofern keine Komplikationen auftreten, nicht unbedingt lebensbedrohend und auch bei dem sogen. schweren Denguefieber liegt bei entsprechende Versorgung die Mortalitätsrate unter 1%. Also machte ich mir keine Sorgen und versuchte, möglichst viel zu schlafen und zu trinken. Ein erster Arztbesuch, am Folgetag dann die Laboruntersuchungen und ein nochmaliger Arztbesuch bestätigten dann meine eigene Diagnose des Denguefieber. Da es bis heute keine Behandlungsmöglichkeiten gibt, galt es einfach, abwarten und Tee trinken. Das Fieber war auch bereit nach 3 Tagen weg, doch die sonstigen Symptome, wie Gliederschmerzen und Appetitlosigkeit hielten noch weitere 10 Tage an.

Vom Denguefieber gibt es vier verschiedene Serotypen -den Ausdruck habe ich auch von Dr. Internet- und ich bin jetzt gegen den Typ DENV 1 immun. Also gibt es noch die Chance auf drei weitere Treffer. 25% Sicherheit vor einer erneuten Ansteckung ist doch schon etwas.

Wie klein die Welt ist konnte ich am letzten Tag in Asuncion einmal mehr feststellen. Auch das sich viel Reisende immer an den gleichen Orten treffen. Am Vortag meiner erneuten Abreise kam ein Australier an, mit dem ich nach kurzer Zeit ins Gespräch kam. Auch hier das übliche wohin und woher, eben das übliche. Dann meinte er, schon von mir gehört zu haben, denn in Bahia Negra hat er das deutsche Paar vom Schiff getroffen, die von einem Alleinreisenden erzählten, der auf dem Boot erkrankt sei und von Vallemi nach Asuncion zurückfahren wolle. Auf diese Art der Berühmtheit würde ich gerne verzichten. Am Nationalfeiertag Paraguays erlangte ich allerdings eine andere Berühmtheit, so dass dann einige Fotos gemacht wurden. Davon mehr in meinem Bericht über Paraguay und auch ein Bild meines „Doppelgängers“.

Jetzt bin ich aber wieder on the road. Und das ist ein gutes Gefühl.

Foz do Iguacu, Brasilien

22.05.2016


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Comments

  • Etsche sagt:

    Hallo sagt Etsche,
    „Schöne Schei..“ mit dem Fieber.
    Der Bericht wieder Interessant und
    bei allem Ärger doch auch mit Humor
    geschrieben. Ich werde nach der Mücke
    fanden. Sie hart bestrafen – Einzelhaft.
    Ich selber hatte auf meinen Reisen mit
    Krankheit nichts zu tun. Ein Schlangenbiss.
    Eine Unruhige Nacht, morgens dann Entwarnung.
    Auf jeden Fall gute Besserung.
    Mit den Besten Grüßen
    Etsche

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