Endstation Kongo

Nach einer Woche „all inclusive“ in Kinshasa verlassen Joshua und ich Kinshasa, um die Strecke nach Lubumbashi in Angriff zu nehmen. Joshua ist bereits vor mir losgefahren, da mein Visum immer noch nicht in Ordnung war. Ich bekomme es dann am späten Vormittag und breche auch auf. Die erste Etappe führt uns auf einer relativ guten Straße bis Kikwit. Ohne dass Joshua und ich uns abgesprochen haben, treffen wir zur gleichen Zeit im Hotel in Kikwit ein. Im Hotel gibt es angeblich auch ein Frühstück, doch dass erweist sich als Irrtum.  So kaufen wir am nächsten morgen einige Vorräte ein und verlassen in guter Stimmung Kikwitt, anfangs auf einer guten Strasse, die sich doch bald in eine Piste verwandelt. Da die Regenzeit noch im Gange war, war die Strecke für meine dicke GS eine Strapaze, während Joshua mit seiner XT leichtfüßig die  Piste meisterte, sicherlich auch auf Grund seiner Trial Erfahrung.

Mit dem Kapitän auf dem Kongofluss

Mit dem Kapitän auf dem Kongofluss

als die Fähren noch über den Kongo fuhren, nun arbeitslos

als die Fähren noch über den Kongo fuhren, nun arbeitslos

Nach Auskunft der Einheimischen wird die Piste im weiteren Verlauf schlechter und so beschließen wir, doch umzukehren und über Angola zu fahren.

Die Nacht wollen wir irgendwo unsere Zelte aufschlagen und eine Nacht im Busch genießen. Doch macht mir mein Motorrad ein Strich durch die Rechnung. Der Anlasser der BMW gibt erneut seinen Geist auf. Das wäre somit das dritte mal auf dieser Reise. Den Versuch, auf der Piste die GS anzuschieben, lassen wir gleich fallen. Doch was tun? Wir stehen mitten in einer tiefen Spurrille, so dass auch kein LKW passieren kann. Zu zweit das Motorrad da heraus zu wuchten erscheint recht schwierig. Wir überlegen noch, da kommt wie bestellt ein LKW, zwar vollbeladen, doch irgendwie ist immer noch Platz und so  wird über den Preis der Fahrt nach Kikwitt verhandelt. Mit Muskelkraft werden 300 kg GS auf den Allrad LKW gehievt und ich quetsche mich noch mit in das Fahrerhaus. Ich genieße die Rallyfahart mit dem Allrad LKW. Die Spurrillen wirken wie Schienen. Der Fahrer schwört auf seinen LKW, einen sehr gut erhaltenen Mercedes. Einen Stopp legt der Fahrer ein und alle Passagiere, natürlich fahren auf der Ladung unzählige Passagiere mit, versorgen sich mit Essen und Trinken. Für den Fahrer wird eine Matte auf dem Boden ausgebreitet und auch mir wird dieser Luxus angeboten. Auch ich verspüre Hunger und Durst, doch nach der letzten Typhusinfektion verzichte ich auf die gereichten Speisen und begnüge mich mit Getränken und einer Art gebackenem Kuchen. Gegen Mitternacht erreicht der LKW Kikwitt. Joshua ist bereits dort und mein Motorrad wird vom LKW gehievt, natürlich wieder mit Muskelkraft.

Von Kikwitt finde ich erneut einen LKW, der mich und das Motorrad nach Kinshasa bringt. Habe ich mit dem Motorrad 7 Stunden gebraucht, so benötige ich jetzt 24 Sunden. Zwischendurch macht der Fahrer immer wieder eine Pause, da er vor Müdigkeit fast einschläft. Vielleicht hat er am Tag auch zu viel Bier getrunken, da er sich einiges an Vorrat mitgenommen hat. Auf der Strecke zig Kontrollen, die ich mit dem Motorrad in der Regel ohne großen Aufwand passieren konnte. Der LKW Fahrer kommt jedoch nicht so einfach davon und er muß jedesmal bezahlen. Für die 550 km von Kikwitt nach Kinshasa hat er für seinen 7,5 to Kleinlaster ca 200 US Dollar mit Quittungen bezahlt. Wieviel er noch zusätzlich bezahlt hat, kann ich nicht sagen, doch wanderten einige male Geldscheine in verschieden Hände. Kein LKW-Fahrer fährt hier alleine also muss auch der 2.Mann bezahlt werden. Dem stehen Einnahmen von 15 US Dollar für einen 150 Kilo Sack Erdnüsse gegenüber. Da kann nicht viel übrig bleiben und in den offiziellen und inoffiziellen Strassenbenutzungsgebühren ist bestimmt auch ein Grund für die schlechte Versorgungslage und die immens hohen Preise in einem Land, in dem das Durchschnittseinkommen ca 27 Dollar mtl. beträgt.

Am Stadtrand von Kinshasa wurde ein Teil der Erdnusssäcke entladen. Dabei wurden per Muskelkraft die Säcke einem Mann geschultert, der sie dann abtransportierte.

150 kg werden geschultert

150 kg werden geschultert

Eine Szene will ich noch beschreiben. Mitten auf der Hauptverkehrsstraße lag, nur mit einem schmutzigen Tuch bedeckt, ein toter Mensch. Vermutlich ein Verkehrsopfer, der den rasenden LKWs , Bussen und auch großen Geländewagen nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Der Fahrer hat vermutlich schnell das Weite gesucht. Es scheint kein besonderes Ereignis zu sein, denn niemand beachtete den Toten und auch ein Polizist ging ca 150 Meter weiter seinem Dienst -oftmals kassieren von dubiosen Strafzetteln- nach.

Wieder in meiner „all inclusive“  Unterkunft fiel meine Entscheidung, meine Reise mit einem leichteren Motorrad fortzusetzen, recht schnell.

Luxus pur in Kinshasa

Luxus pur in Kinshasa

Der Ausbau des Anlassers zeigt mir, dass diesmal das Kupplungsgehäuse in Ordnung war und somit vermutlich nur der Anlasser defekt war. Ersatz war in Kinshasa nicht zu bekommen und so fasste ich den Entschluss, einen Zwischenaufenthalt in Deutschland einzuplanen. Dann sollte mein neues Motorrad, ich habe mich für die BMW x Challenge entschieden, nach Namibia verschifft werden und ich würde mit der reaparierten dicken 1150 GS nach Namibia fahren. So war erst einmal mein Plan. Doch es kam alles anders.

Nach drei Wochen in Deutschland fliege ich wieder zurück nach Kinshasa. Im Gepäck der neue Anlasser und bei Lars und Joshua in Wetzlos meine neue X challenge. Sie wollen die X challenge nach Namibia oder Südafrika verschicken und ich will versuchen, meine GS in Namibia zu verkaufen.

Nach der Ankunft in Kinshasa werde ich vom Flughafen abgeholt und einige Tage später läuft auch die GS wieder. In Kinshasa bestaune ich noch die Bauprojekte von „Wolf“, der hier einige alte Villen umbaut. In Bremen steht das sogenannte Kolonialdenkmal. Es halten sich die Gerüchte, dass im inneren ein Diamantenschatz versteckt sei. Es rankten sich auch Gerüchte um versteckte Diamanten in einer der Villen eines ehemaligen Vertrauten des Diktators. So wunderte es nicht, dass in der Villa alla Marmorböden aufgerissen wurden, Wände eingeschlagen und Böden aufgerissen wurden, allerdings ohne Erfolg. Diamanten wird der ehemalige Besitze bestimmt gehortet haben, aber dann vermutlich mit ins Exil genommen. Es gibt ja auch in Europa Länder, in denen solche Despoten Unterschlupf und ein sichere Bank für die Blutdiamanten gefunden haben.

Kultur stand auch auf dem Programm. In der Residenz des spanischen Botschafters gab es einen Empfang und ein Kongolese stellte in einer ein Mann Show Wort und Gestenreich das Leben seines Vaters da. Nach der Vorstellung wurden leckere Tapas und auch Getränke gereicht, welch ein Luxus.

Im französischen Kulturinstitut  gab es noch eine Veranstaltung mit nationalen und internationalen Tänzern. Auf meinen Reisen habe ich einige Male Veranstaltungen in den französischen Kulturinstituten besucht, so z. B in Guinea Bissau, in Brazzavile oder auch in Noukchott und keine dieser Besuche bereut, da jedes mal natitionale oder wie in Kinshasa auch internationale Künstler auftraten.

Aber auch nicht ganz so erfreuliche Geschichten gab es in Kinshasa. So ist es wohl unüblich, dass ein Weißer zu Fuß in der Stadt unterwegs ist und so wurde ich 2x von einer Art Sicherheitspolizei aufgegriffen und ich musste auch mein Taschen entleeren und wurde nach Waffen untersucht. Es ging aber jedes mal gut aus.

So mache ich mich nach einer Woche in Kinshasa auf den Weg nach Matadi, um im dortigen Konsulat das Transitvisum für Angola zu beantragen. Welch ein Spaß, wieder unterwegs zu sein. Matadi erreiche ich am frühen Nachmittag, finde auch ein Hotel, wobei der Preis von 50 Dollar in keinem Verhältnis zur Leistung steht. Hier wird unverschämt abgezockt. Mein Visum erhalte ich problemlos. Ersten Tag beantragen und am nächsten Tag abholen.

Matadi -Blick vom Hotel auf Fluss und Stadt

Matadi -Blick vom Hotel auf Fluss und Stadt

Congolesische Gastfreundschft

Congolesische Gastfreundschft

Gut gelaunt fahre ich somit zur Grenze nach Angola. Von Matadi ca 80 km und auch die Piste ist in einem guten Zustand und stellt kein Problem da. Beim Warten auf den Zoll dann da Unglück. Draußen Geschrei, mein Motorrad ist in einer dichten Qualmwolke gehüllt. Was ist geschehen? Die Sichtscheibe für die Ölkontrolle hat sich aufgelöst und das Öl strömt aus den Motor. Jetzt habe ich die Faxen dicke mit der GS. Eine Reparatur erscheint mir aussichtslos. Mein neues Motorrad wartet in Deutschland, also organisiere ich den Rücktransport des Motorrades nach Deutschland. fahre nach einer Woche wieder mit dem Bus nach Kinshasa und fliege nach Windhuk/Namibia, um mit Nina drei Wochen in einem Campingmobil durch Namibia zu fahren.

 

 


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