Nigeria – Land der Gegensätze

Endlich geht es weiter, ab dem 11.01.2015 bis 23.01.2015 durch Nigeria, dem Land der Gegensätze

Es wurde Zeit, dass ich wieder unterwegs bin. Vier Wochen quasi „nichtstun“ ist auch ganz schön anstrengend. So komme ich auch erst am frühen Nachmittag in die Puschen und auch nicht allzu weit. Kurz nachdem ich die Grenze zu Benin passiert habe mache ich eine Pause in Grand Popo. Die Hütten vom Cocobeach liegen direkt am Strand, eingerahmt von zwei kleinen Fischersiedlungen.

Cocobeach in Benin Grand Popo

Cocobeach in Benin Grand Popo

Fantastisch, kein Straßenlärm, nur das Rauschen des Meeres. Als ich ankomme sitzt im Strandpavilion ein Ehepaar aus Benin, die einen Ausflug mit dem Moped gemacht haben. Sie bitten mich an ihren Tisch und bieten mir von ihren Speisen an. Es sind einfache Leute, er arbeitet im Hafen von Lome als Stauer. Für den Ausflug haben sie sich fein herausgeputzt. Sie fragen höflich, ob sie sich mit mir fotografieren dürften. Da bekommt man ja fast Starallüren.

Sonntagsausflug nach Benin

Sonntagsausflug nach Benin

Da es bis zu meinem nächten Tagesziel nur 220 km sind gönne ich mir am nächsten Tag eine Pistenetappe und bin bereits am frühen Nachmittag in Cove, ca 30 km vor der nigerianischen Grenze. Hotel oder Zelt ist jetzt die Frage. Am Ortseingang steht ein relativ neues Hotel und bei einem Ziemmerpreis von 6000 CFA, das sind ca 9 Euro, habe ich mich dann doch für die bequeme Variante entschieden. Ein wichtiger Grund war alledrings auch, dass ich noch nichts für den Abend eingekauft hatte und vorher bereits eine Stunde in einem Strassenlokal gesessen habe.

Mit bemischten Gefühlen bin ich ann am nächsten Tag nach Nigeria eingereist. Was erwartet mich dort? “ Selbstmord“ meinte jemand zu mir. Von gefühlten 60 Polizei und Militärkontrollen schrieb ein anderer Reisender mit dem Hinweis, bloß nicht alleine zu reisen.

Ich erlebte ein ganz anderes Nigeria mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Im Gegensatz zu vielen anderen Reisenden habe ich NIgeria nicht au dem schnellsten Weg durchquert, sondern habe mich 2 Wochen im Land aufgehalten und keinen Tag bereut.

In den ersten beiden Tagen habe ich jeweils nur 3-5 Kontrollen erlebt und nur ein einziges mal mußte ich auch meine Papiere zeigen. In der Regel liefen die Gespräche nach dem üblichen Muster des „Woher und Wohin“ und „ganz aus dem Deutschland mit dem Motorrad“ ab und die Neugierde überwog bei den Polizisten. Nach Geschenken wurde in der Regel nichtg gefragt, und wenn, dann konnte man mit einem freundlichen nein und dem Hinweis, dass man auf dem Motorrad ja keinen Platz hat, diese Diskussion beenden. Nicht selten endeten die Kontrollen mit einer Fotosession. Die Kontrollen nahmen allerdings im Nigerdelta zu, sicherlich auch aus Angst vor Anschlägen auf Einrichtungen der Ölförderung und 2x mußte ich mein Gepäck öffnen. Das ist zwar ärgerlich, doch angesichts der angespannten Lage im Land und der anstehenden Präsidentschaftswahl konnte ich dafür Verständnis aufbringen. Auch diese Kontrollen liefen immer sehr korrekt ab und nicht nur ich als Europäer wurde durchsucht, sondern im gleichen Umfang auch die Einheimischen Fahrzeuge.

Den Norden werde ich meiden, da diese Region mit der Terrororganisation Boko Haram dann doch zu unsicher ist. Da mir die Hauptstrasse zu langweilig habe ich diese auf Pisten, diese waren auf meiner Nigeriakarte nicht einmal als Piste eingezeichnet verlassen und bin ca 100 km durch den Busch gefahren.

"Brücke" auf der Pistenstrecke

„Brücke“ auf der Pistenstrecke

Hier lernte ich einerseits nur freundliche Bewohner in den Dörfern kennen, anderseits aber auch die Pisten zu fürchten, da die schwere 1150 GS mit dem Gepäck und meinen 95 Kilo Lebendgewicht dann doch zu schwer war. Hier verbrachte ich auch mal wieder eine Nacht im Busch und konnte die Geräusche des Waldes genießen..

In Warri im NIgerdelta hingegen nächtigte ich wieder einmal in einem Hotel. Als ich dieses nach Einbruch der Dunkelheit zu Fuß verlassen wollte, um in der Stadt in einem Strassenlokal etwas zu essen und trinken kam die Security des Hotels ganz aufgeregt hinter mir her, mit dem Hinweis, es sei nachts zu gefährlich und wenn ich etwas benötigte, dann würden sie es für mich besorgen. Ist die Angst begründet oder nur übertriebene Vorsorge. Ich weiß es nicht, hielt mich aber an den Hinweisen der Security. Der Aufenthalt in Calabar, hier besorgte ich mir das Visum für Kamerun, verlief hingegen ganz entspannt und ich hielt mich auch nach Einbruch der Dunkelheit aufder Straße und in nahe gelegenen Straßenlokalen auf.

typischer Auflauf beim Stopp

typischer Auflauf beim Stopp

Von hier führte mich meine Reise zur Drill Ranch nähe Obudo. Bereits in Lome hatte ich von der Drillranch gehört, aber keine Vorstellung, was mich dort erwartet.

Sonntag Nachmittag auf der Drillranch mit Palmwein

Sonntag Nachmittag auf der Drillranch mit Palmwein

Der Drill ist wohl die am meisten gefährdete Primatenart in Afrika (mehr als die Gorrilas, doch nicht so bekannt). Der Drill lebt in den Regenwäldern Kameruns und NIgerias und es sollen wohl nicht mehr als 3000 dieser Tiere leben, davon alleine ca 400 auf der Drill Ranch. Hier sollen sie auf die Auswilderung vorbereitet werden.

männlicher  Drill

männlicher Drill

Zum Schutz der Tiere und des Regenwaldes gibt es in der Region eine Task Force mit weitgehenden Kompetenzen, die gegen Wilderei, der Drill steht unter strengstem Schutz, aber auch gegen illegalem Holzeinschlag vorgehen soll. Geleitet wird die Task Force vn einem Amerikaner, der vor ca 25 Jahren als Traveller hier hängen geblieben ist. Mir erscheint die Aufgabe der Taskforce sehr gefährlich und entsprechend bewaffnet ist sie auch.

Die Drillranch selber ist ein idyllischer Ort und wird von einem Holländer gemanagt, der ebenfalls als Traveller hier geblieben ist. Unterstützt wir er durch eine junge amerikanische Volontärin und 25 einheimischen Mitarbeitern. Ich konnte mit den Mitarbeitern viele Gespräche führen und mir wurde vom Leiter der Ranch die Anlage gezeigt.

Unterkünfte biete die Drillrach auch an in einfachen Hütten, aber mit einem traumhaften Blick auf den Regenwald. Und mit den Einnahmen aus der Vermietung der Hütten untestützt man auch die Arbeit der Ranch, die auf Spenden angewiesen ist.

im Dorf beim Dorfchef

im Dorf beim Dorfchef

Spielzeug braucht jeder, und ein Junge  braucht ein Auto

Spielzeug braucht jeder, und ein Junge braucht ein Auto

Vier Tage lebte ich hier, ohne Mobilfunkempfang, ohne Internet, ohne Radio und jeder Tag war ein Genuss, so auch die Fahrt mit einem Landrover zum Dorf, um dort Früchte für die Tiere einzukaufen.

Wer mehr erfahren will kann sich unter www.pandrillus.org informieren. Wer gar interesse an einer Tätigkeit als Volontär hat, kann sich direkt an Liza@pandrillus.org oder info@pandrillus.org wenden. Neben der Drill Ranch in den Afi Mountain hat der Verein noch eine Einrichtung in der nähe von Calabar sowie in Limbe, einem Ort am Fuße des Mount Kamerun in Kamerun.

zum -reisen gehört auch das Verlassen traumhafter Orte, Abfahrt von der Drillranch

zum -reisen gehört auch das Verlassen traumhafter Orte, Abfahrt von der Drillranch

Von hier führte mich mein Weg weiter zur Cattle Ranch in der nähe von Obudo: auf ca 1800 m gelegen ist dies ein Erholungsort mit sehr guten Unterkünften und auch einem guten Resaurant. Hier treffe ich auch Joshua wieder. Von Joshua erfuhr ich auch meinen Spitznamen, den ich in der Region hatte, es fahren wohl nicht so viele Weiße mit einem Motorrad durch dies Gegend, denn jeder konnte sich an den „Wikinger“ erinnern.

Für uns stand dann die nächste große Herausforderung an, die Grenzüberquerung nach Kamerun, da die Grenze wohl offiziell geschlossen ist und wir beide am regulärem Grenzübergang in Ekok gescheitert sind und beide unabhängig von einander zurück nach Nigeria mußten. Es soll eine Piste von Obudo nach Akwaya in Kamerun geben und von dort weiter nach Bamenda. Die wollen wir gemeinsam angehen.

Gerd

Nigeria, den 22.01.2015


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