Henry Sovu – Lome

Henry Sovu

Henry Sovu habe ich nicht zufällig getroffen, sondern den Kontakt gesucht. Fährt man die Küstenstraße Richtung Lome kommt man am Hafen vorbei. Automatisch denke ich an meine eigene Seefahrtzeit und so fällt mir auch das Seemannsheim Stella Maris auf. Ein Seemannsheim kann man auch besuchen, wenn man nicht zur See fährt und mir sind die Seemannsheime immer als ein Ort der Gastfreundschaft in Erinnerung. Also halte ich kurz entschlossen an, gehe zur Freiluftbar und bestelle mir ein Bier. Sofort fällt mir auf, dass im Emblem des Barkeepers noch das deutsche Wort „Seemannsheim“  vorhanden ist. Meine Frage, ob auch noch deutsche Mitarbeiter hier sind, wurde verneint. Bei meinem nächsten Besuch habe ich mich dann beim Leiter des Heimes vorgestellt und einen Gesprächstermin vereinbart. So bin ich heute morgen erneut dort gewesen, um Henry Sovu kennen zu lernen.

Henry Sovu - ein interessantes Gespräch

Henry Sovu – ein interessantes Gespräch

Mich interessierte besonders, welche Veränderungen stattgefunden haben und welche Anliegen die Seeleute heute haben, die das Haus aufsuchen. Dazu schilderte ich, wie ich die Seemannsheime während meiner Seefahrtzeit wahrgenommen habe. Auch wenn zu meiner Zeit in den Seemannsheimen weltweit noch Mitarbeiter der Kirche waren, so war waren die Orte doch eher ein Anlaufpunkt, um den Bordalltag zu vergessen. Ein wichtiger Aspekt war auch die Möglichkeit für ungestörte Telefongespräche. Im heutigen Medienzeitaltre können es sich viele nicht mehr vorstellen, dass man vielleicht alle zwei oder drei Monate einmal telefoniert hat. So kostete z.B 1981 eine Minute  von Japan ca 10 DM. Wenn man dann vom Seemannsmission in Los Angeles für einen Dollar die Minute telefonieren konnte, dann fühlte man sich wie bei Aldi. Das telefnieren ist heute nicht mehr der wichtigste Aspekt, da fast alle Seeleute über ein Smartphone oder Laptop verfügen. So ist es wichtig, dass hier ein Internetanschluss vorgehalten wird, um ggf. über Skype mit der Familie Kontakt zu halten. Henry Sovu besucht auch de Schiffe im Hafen. Leider ist es nach seinen Worten nicht immer möglich, mit den Besatzungen zu sprechen, sei es, dass die Schiffsleitung es blockiert oder auch die Leute Angst haben. Oftmals ist es aber auch. das, einfach keine Zeit da ist im hektischen Schiffsalltag. Die Zeiten, in denen man teilweise mehrere Wochen in einem Hafen lag, gehören der Vergangenheit an. So haben Ausflüge, die er selbstverständlich auch gerne durchführen würde, Seltenheitswert. Zur Seemannsmission gehört auch ein Kleinbus, mit dem er Besatzungsmitglieder abholen kann, damit diese einen erholsamen Tag im Seemannsheim zubringen können. Als ich am Sonntag das Heim besuchte, war gerade ein Teil einer Schiffsbesatzung dort, die den Tag am Swimming Pool genossen haben.

Es sind nach seinen Aussagen auch keine Einzelfälle, dass den Besatzungsmitgliedern die zustehende Heuer vorenthalten wird, so dass sie das Schiff gar nicht erlassen können. Hier ist allerdings sein Handlungsspielraum begrenzt.

Mir fielen die vielen Schiffe auf, die vor Lome auf Reede lagen. Die Erklärung von Henry Sovu ist leider einleuchtend. Die Reede vor Lome gilt als sicher vor Piraterie und so warten die Schiffe mit Ziel Benin oder Nigeria lieber vor Lome und fahren erst ab, wenn sie unverzüglich ohne weiteren Aufenthalt in den entsprechenden Hafen einlaufen können. Die Seefahrt hat sich verändert, ich bin von 1972 bis 1983 selber zu See gefahren, die Notwendigkeit eines gepflegten Anlaufpunktes für Seeleute in den Häfen ist wichtiger denn je. Es gibt nicht mehr das deutsche oder das norwegische Seemannsheim, da die Besatzungen international geworden sind.

Auf meine Frage, ob er mir noch ein paar Worte mit auf den Weg geben kann meinte Henry Sovu:

Das Seemannsheim ist für alle Seeleute offen

Es ist ihr Haus.

Es ist für jeden Gast geöffnet – nicht nur Seeleute- auch Übernachtungen sind möglich

Es ist ein Ort der Kommuniation.

Auf eine Besonderheit kam Hanry Sovu zum Schluss zu sprechen: Am Wochenende gibt es auch Torte und wenn wieder Kirschwasser da ist, dann auch wieder Schwarzwälder Kirschtorte. Also ich weiß schon, wo ich am Samstag bin.

Danke Henry Sovu für das Gespräch. Es hat mir sehr viel Freude gebracht und ich konnte auch wieder in den Erinnerungen meiner Seefahrtszeit schwelgen

Gerd Janke

PS.: zu Henry Sovu – Er hat in Kamerun Theologie studiert und spricht sehr gut deutsch, da er auch eine Zeit in Deutschland verbracht hat.


Posted in Menschen auf dem roten Stuhl by with 2 comments.

Comments

  • Tüddel Fischerhude sagt:

    Hallo Gerd Janke, habe nach einem Bericht in der Zeitung Deine Reisevorhaben notiert und jetzt in meinem Posthaufen gefunden und bin auf Deine Seiten gegangen. Habe mir alles angesehen und durchgelesen. Ich finde Deine Reise total spannend, werde Dich weiter verfolgen, versprochen. Ich wünsche allzeit gute Fahrt und komme heil wieder in Verden an. Ich drücke Dir die Daumen. Tüddel

  • Andreas Werz sagt:

    Hallo Gerd,
    ich verfolge in unregelmässigen Abständen deine Reise und erfreue mich an deinen authentisch geschilderten Eindrücken, vor allem auch über deine Begegnungen mit den Menschen, die du triffst.Echt klasse gschrieben.
    Ich freue mich auf den nächsten Bericht und grüsse dich mit Fernweh.
    Pass auf dich auf, unfallfreie Fahrt wünscht
    Andreas

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