Bolivien – Ausreise aus Peru bis La Paz

Vor einem Jahr war ich ja bereits einmal in Bolivien, allerdings nur für einen kurzen Ausflug von Chile zum Uyuni Salzsee. Jetzt will ich etwas länger im Land bleiben. Doch erst einmal muß ich aus Peru rauskommen, mit dem Motorrad. Und da begannen dann doch die Schwierigkeiten. Ich wählte für die Ausreise den kleinen Grenzübergang Copacabana, direkt am Titicacasee. Die Immigration machte, wie sollte es auch anders sein, keine Probleme. Auch der Zollbeamte grüßte erst noch ganz freundlich, als er mich mit dem Motorrad kommen sah. Doch dann konnte er mit dem Schreiben der Zollbehörde aus dem Norden Perus nichts anfangen. Da stand drin, er möge in Paita, so heißt der Ort der Zollbehörde, anrufen. Dann würde man ihm die notwendigen Ausreisepapiere  per mail schicken. Er pochte aber auf die längst überschrittenen drei Monate -mittlerweilen war das Motorrad ja  sieben Monate im Land. und somit galt die Regel für die temporäre Einfuhr nicht mehr. 40% Einfuhrzoll wären fällig. Doch er vertiefte sich noch einmal in das Schreiben, und das so intensiv, dass die Schwerkraft seinen Kopf immer weiter in Richtung Tischplatte zog. Kein Witz, er ist tatsächlich vor meinen Augen eingeschlafen.  Vielleicht hat er aber nicht geschlafen und auf die göttliche Eingebung gewartet. Plötzlich schoss er wieder hoch -ein wenig habe ich durch lautes Stuhlrutschen nachgeholfen- und hatte auch die Lösung parat und zwar in der weltweit gültigen wichtigsten Beamtenregel: prüfe, ob du zuständig bist. Und hier stellte er dann fest, dass er für solche Sonderfälle nicht zuständig sei. Das kann nur ein Oberchef entscheiden. Doch der ist nur am großen Grenzübergang, ca 50 Kilometer entfernt. Es blieb mir nichts anderes übrig, als seiner Eingebung folgend den großen Grenzübergang aufzusuchen. Hier ging plötzlich alles wie von selbst. Nicht der Oberchef, sondern der erste Zollbeamte erkannte den Inhalt des Schreibens, versuchte mehrmals in Paita anzurufen, was dann auch nach 30 Minuten vom Erfolg gekrönt war, und sagte dann schlicht, es sei alles in Ordnung und ich könne jetzt, mit dem Motorrad, aus Peru ausreisen. Die Einreise nach Bolivien verlief dann wieder problemlos. Es wirkte zwar alles im ersten Moment chaotisch und als  Arbeitsbeschaffungsmaßnahme muß man für den Zoll Kopien des Passes, des Führerscheines und auch des Einreisestempels im Pass vorlegen, doch dafür gab es natürlich einen Laden, der u A auch einen Kopierer besitzt.

Der kleine Umweg hatte aber auch Vorteile für mich. So konnte ich an der Grenze in Desaguadero den „kleinen Grenzverkehr“ beobachten. Auf peruanische Seite werden Lastenfahrräder direkt von LKW aus beladen und in einer nicht enden wollenden Kolonne werden diese über die Grenze nach Bolivien geschoben. Kein Zöllner kontrolliert die Waren. Ich habe gehört, dass die Waren zollfrei eingeführt werden können, was man eben mit so einem Lastenfahrrad transportieren kann. Doch konnte mir weder Herr Google noch Frau Wikepedia weiter helfen und so bleibt es beim „ich habe gehört, dass…“

Verfall neben Regierungsgebäude in La Paz

fast schon Oldtimer und für die überfüllten Straßen zu wuchtig -Nahverkehrsbusse in La Paz

sieht man in vielen Ländern. Ob er beim Überlebenskampf auf der Straße hilft?

gut, dass ich die Seilbahn genommen habe

auf dem Markt in El alto

 

Das ganze Hin und Her hat natürlich Zeit gekostet und so komme ich in der Dämmerung in El Alto an. Mein Navy kennt auch ein paar Hotels und so finde ich auch eine preiswerte Unterkunft mit einer fantastischen Aussicht auf die schneebedeckten Berge. Am nächsten Morgen geht es dann in mein Hotel mitten in La Paz (mit einer Garage für das Motorrad) und damit von ca 4200 m auf nur noch 3650 m.

von El Alto Blick auf La Paz aus der Seilbahn

auch das gehört zu Bolivien -Lamaembryos werden in das Fundament der Häuser eingemauert -das soll Unheil verhindern – hier auf dem Markt in El Alto

La Paz ist lediglich der Regierungssitz. die eigentliche Hauptstadt ist Sucre. doch davon  später mehr. Jetzt sind erst einmal einige Tage La Paz angesagt. La Paz ist vielleicht die bekannteste Stadt Boliviens. Doch sind ihr Wachstumsgrenzen gesetzt, da es von Bergen umringt ist und auf dem Hochplateau sich El Alto ausbreitet. Wie in fast allen Städten Südamerikas findet man auch in La Paz alte Prunkbauten neben modernen Hochhäusern und dem Verfall preisgegebener alter Bausubstanz in unmittelbarer Nachbarschaft.

auf dem Rücken der ganze Verkaufsstand

manche Händler lassen ihren „Verkaufsstand“ auch transportieren in so einem Sack befindet sich dann die gesamte Ware, bei Kleidung bestimmt über 100 kg.

In La Paz wurden bereits mehrere Seilbahnstrecken gebaut und ein weiterer Ausbau ist vorgesehen. eine dieser Strecken führt aus dem Stadtcentrum nach El Alto. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen, da auch die  Talstation nur wenige Blocks von meinem Hotel entfernt war. Auch La Paz war mal an ein bolivianisches Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute ist der Bahnhof Museum und gleichzeitig der Zugang zur Seilbahn.

Ursprünglich wollte ich von La Paz aus die sogenannte Straße des Todes befahren. Mittlerweilen ist es eine rein touristische Straße für Mountainbiker geworden und in La Paz gibt es unzählige Touranbieter. Für den Lkw-Verkehr gibt es eine Umgehungsstraße. Als es noch die Hauptstraße bildete sollen jedes Jahr bis zu 20 Fahrzeuge abgestürzt sein. Ich verzichte auf diese Strecke und so  zieht es mich von La Paz aus nach Süden.

Ich habe La Paz verlassen

Davon mehr beim nächsten mal

Gerd

 

PS.: verlasse gerade Belem und bin die nächsten Tage auf dem Amazonas unterwegs. vielleicht läuft in Manaus das Internet ja zuverlässiger als hier – stürzt alle paar Minuten ab. Dann kommen auch bilder und die resttour durch Bolivien

 


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Comments

  • ChristianSoll sagt:

    Hallo Gerd,
    nun ist es doch eine Weile her,aber ich entnehme Deiner HP, dass Deine Frakturen gut verheilt sind und Du wieder in Südamerika mit dem „Bock“ unterwegs bist! Das freut mich wirklich sehr! Bitte sag Dennis und Familie liebste Grüße,ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit (wenngleich ich gut nachvollziehen kann, dass Du das vielleicht ein wenig anders siehst!).
    Ich wünsche Dir allzeit gute Fahrt, eine sichere und erlebnisreiche Reise. Vielleicht bis bald mal wieder, dann aber unter angenehmeren Umständen!
    Viele Grüße aus Hessen
    Christian

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