Marianne

Wenn ich jetzt über die Fortsetzung meiner Reise schreibe, dann  muss ich mit Marianne beginnen.

Über meinen Unfall habe ich ja schon berichtet. Den Kontakt zu Marianne hat die deutsche Botschaft in Lima hergestellt. Die für Notfälle zuständige Mitarbeiterin meinte, sie wisse von einer deutschen Frau, die ganz in der Nähe wohnt. Wobei ganz in der Nähe 110 km sind. Doch das war mir zum damaligen Zeitpunkt gar nicht bewußt. Sie war immer erreichbar, wenn es um Übersetzungen für den Doktor ging, wenn er z.B. etwas für meine Versicherung schreiben sollte. Sie kümmerte sich um das Motorrad, sorgte dafür, dass die Polizei es wieder herausgab, sorgte dafür, dass es erst zur Klinik transportiert wurde und später, als ich schon in Deutschland war, in Peru bleiben durfte -wenn man die bewilligten 90 Tage auch nur um einen Tag überzieht wird das Fahrzeug beschlagnahmt. Und und und… Auch ihr Mann Alfonso hat seine Kontakte in Tarapoto genutzt, damit das alles überhaupt läuft. Nach meiner Rückkehr nach Peru haben wir, zusammen mit Alfonso, eine Werkstatt aufgesucht und Alfonso hat den Transport des Motorrades organisiert.

Noch sitzt Marianne in ihrem  Innenhof, doch bald ein Cafe.

Ja, und so sitzt Marianne heute auf dem roten Stuhl. Das ich Marianne hier im Regenwald treffe wundert mich, nachdem sie mir einen kleinen Einblick in ihren Lebensweg gewährte, nicht. Die ersten Jahre hat sie in Deutschland gelebt, ist dann mit ihren Eltern nach Belgien gezogen, hat später in Deutschland studiert und ihren Mann Alfonso, er ist Peruaner, in der Elfenbeinküste kennengelernt. Danach wechselten sich Peru und Deutschland als Lebensmittelpunkt ab. Doch nun ist Peru ihr Lebensmittelpunkt. Mit ihrem Mann Alfonso berät sie kleine Kaffee- und Kakaobauern zum Anbau und zur Vermarktung. Auch beraten sie Genossenschaften und Kooperativen zum Kaffee- und Kakaoanbau und dessen Vermarktung. Das Verständnis für Produktqualität ist nach ihrer Erfahrung bei den Bauern nur wenig ausgeprägt. Das läge auch daran, dass, obwohl Kaffee und Kakao angebaut wird,  es in Peru aber keine „Kaffeekultur“ gäbe.

Marianne ist auch Anlaufpunkt für junge deutsche Volontäre, die in der  Region Auslandserfahrungen, in der Regel in sozialen Projekten, sammeln. Auf meiner Reise habe ich in fast allen Ländern, ob in Afrika oder Südamerika Volontäre getroffen. In den Gesprächen mit Ihnen konnte man heraushören, dass bei vielen schon der Bedarf für eine Anlaufstelle da ist. Und so kam eben auch ich in den Genuss einer Betreuung.

Als ich Marianne nach einem persönlichen und einem beruflichen Traum für die Zukunft fragte, stutzte sie erst. Doch sie brauchte keine Zeit zum Überlegen. Sie wünscht sich für die Kooperativen der Kaffeebauern eine größere Eigenverantwortlichkeit. Die Kooperativen sollten für die Bauern da sein und nicht für die Einkäufer oder auch für die Leitung der Kooperativen, die nur selten aus dem Kreis der Kaffeebauern kommt. Und Potential ist bei den Bauern genug vorhanden. Im Nachbarstaat Bolivien hat es ein Bauer, allerdings ein Cocabauer, bis zum Präsidenten gebracht.

Ihren persönlichen Wunsch kannte ich bereits. Sie möchte in ihrem Haus ein Cafe eröffnen, mit Stil, aber nicht abgehoben, mit gutem Kaffee und auch mit Torten und Gebäck. Wer mal in Tarapoto vorbei kommt, der kann ja mal bei Marianne in der Manuela Morey 245 , Tarapoto (ist nur drei Blocks von der Plaza de Armas entfernt) vorbeischauen, ob es schon Torten und Kaffee  gibt, vielleicht eine Schwarzwälder Kirschtorte.

Ich wünsche Dir und Alfons viel  Erfolg und Glück für die Zukunft.

Danke für deine Hilfe und deine Zeit, die Du mir gegeben hast. Von Dir habe ich auch etwas über Zufriedenheit gelernt.

Gerd


Posted in Der rote Stuhl auf Reisen, Menschen auf dem roten Stuhl by with 2 comments.

Comments

  • Eugen sagt:

    Moin Jäson!!
    Schön, daß du wieder in die Spur zurückkgekommen bist! Bei dem Beitrag über das Reisen hast du es mit dem Apell an die Toleranz auf den Punkt gebracht, wie heißt es doch: “ Jedem Tierchen sein Plaisierchen“. Auch ich habe mich manchmal dabei ertappt, etwas geringschätzig auf „Neckermanntouristen“ herabzuschauen.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel „power“ und tolle, interessante Gäste auf dem roten Stuhl (angefangen mit Deiner Mutter) und mach zukünftig einen großen Bogen um Tuk-Tuk Fahrer und dergleichen.
    Hold die stief !
    Eugen

  • Etsche sagt:

    Hallo,

    ist doch einfach sehr schön, wen man
    Menschen wie Frau Marianne und Alfons
    trifft. Von solchen Menschen sollte es
    mehr geben, dann wäre so manches besser.
    Beste Grüße
    Etsche

Schreibe einen Kommentar zu Etsche Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.