Gabon, ein kleines modernes Land

neu mit Bildern!

Gabon ist eines der Laender, bei denen ich keine Vorstellung aber auch keine Erwartung hatte, was mich erwartet. Ich wusste zwar, dass ich in Gabon den Aquator ueberqueren wuerde, dass Albert Schweizer in Lambarene, keine 100 km suedlich des Aquators, gezirkt hat und das Libreville die Hauptstadt ist. Wie sehen die Staedte und Doerfer ist. Dann war es soweit, am 11.02.2015 reise ich ein. Bereits in Kamerun ist die Strasse perfekt und auch in Gabon setzt sich dieses fort. In Oyem, lege ich einen ersten Stop ein. Die Stadt ist anders als ich es erwartet habe, kein Verkehrschaos, keine laermenden Musikboxen aber auch kein grosser Markt. Es ging eher gemuetlich zu. Das kleine Hotel war einfach aber sauber und es gab staendig Strom und Wasser, leider aber auch nur wenige Strassenrestaurants.

grosse Kinderaugen - ueberall-

grosse Kinderaugen – ueberall-

So beschraenkt sich mein Abendessen auf Brot mit Tomaten und den ueberall erhaeltlichen Kaese mit der lachenden Kuh, Zur Verdauung gibt es dann noch ein grosses Bier, die Bierflaschen sind hier in der Regel mit 0,65 ltr recht gross.

leider ein Negativbild, junger Schimpanse mit Bier zur Belustigung - ekelhaft-

leider ein Negativbild, junger Schimpanse mit Bier zur Belustigung – ekelhaft-

Am naechsten morgen ging es frueh weiter. Ich wollte die Hauptstrasse verlassen, um ueber eine Nebenstrecke Richtung Makokou also Richtung Osten zu fahren. Unterwegs machte ich in einem kleinen Lokal halt und erlebte leider auch ein Negativbilde des Landes, ein junger Schimpanse, angekettet und zur Belustigung gab man ihm Bier.

Die Strasse hingegen war perfekt und der Strassenplaner muss ein Herz fuer Motorradfahrer haben, eine Kurve reihte sich an die andere, nicht besonders anspruhsoll, einfach nur schoen. Das nach 100 km die Strasse endete und in eine Piste ueberging bedeutete nur eine unwesentlihe Einschraenkung, da diese zuegig zu fahren war.

Highspeedpiste

Highspeedpiste

Gluecklicherweise hatte ich mich fuer ein Hotel entschieden, denn in der Nacht gab es dann ein heftiges Tropengewitter und der Himmel oeffnete alle erdenklichen Pforten, um das Land zu ueberfluten. Dabei standen am naechsten Tag 270 Pistenkilometer an. Vorher galt es zu tanken, doch die einzige Tanke hatte kein Benzin und so blieb nur der Strassenverkauf mit einem Aufschlag von 165 Fr, so das der Liter dann 700 fr kostete, also 1,10Euro.

Die Piste war dann auch nach dem Gewitter matschig und nur langsam zu befahren und ich richtet mich innerlich schon auf eine Uebernachtung in einem Dorf oder im Busch ein.Auch umgestuerzte Baume und ein die Strasse blockerender Holztransporter gehoerten zu den Ueberraschungen, doch irgendwie kommt man dann doch vorbei und nach 70 km wurde die Piste trockener und liess eine schnellere Fahrweise zu.

Traumpiste durch den Regenwald

Traumpiste durch den Regenwald

Am fruehen Nachmittag erreichte ich dann den Aquator, kein Hinweisschild, kein Pfleiler, nichts, nur mein GPS verriet mir, dass ich nun auf der Suedhalbkugel bin, also voellig unspektakulaer, obwohl ich diesem Moment lange entgegen fieberte.

wo bin ich wohl Vorderrad auf der Suedhalbkugel und das Hinterrad noch auf der Nordhalbkugel

wo bin ich wohl
Vorderrad auf der Suedhalbkugel und das Hinterrad noch auf der Nordhalbkugel

ganz klar zu erkennen, hier ist der Aequator

ganz klar zu erkennen, hier ist der Aequator

Die Piste fuehrte weiter durch wunderbaren Regenwald, vorbei an einsamen Doerfern und auf den 270km kamen mir hoechstens 20 Fahrzeuge, meist Mopeds entgegen. Der geringe Verkehr mag auch der Grund sein, dass das Angebot an Obst in den Doerfern nur sehr begrenzt war und ueberwiegend Kochbananen angeboten wurden. Eines hatte alle Doerfer gemeinsam; vor dem Haus des Dorfchiefs wehte immer die Nationalflagge; Und noch etwas erstaunte: fast jedes Dorf hatte eine lesbare Ortstafel.Die traumhafte Strecke entschaedigte mich vollends, so dass ich diese Piste jederzeit wieder fahren wuerde. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichte ich dann Okundja und nach einer kurzen Preisverhandlung blieb ich dann im wohl einzigen Hotel des Ortes. Auch in dieser Nacht wieder ein heftiges Tropengewitter, doch am Morgen war es dann vorbei. Sicherheitshalber tankte ich noch 5 Liter Benzin im Strassenverkauf nach -die Tanke hatte natuerlich keines- und dann die Ueberraschung: von hier gab es wieder eine neue Strasse nach Franceville, so dass ih bereits mittags dort eintraf. Als ich etwas orientierungslos an einer Abzweigung stand sprach mich Mate, ein Kroate, der hier als Manager einer franzoesischen Gesellschaft einen Containerumschlagsplatz leitet, an. Vier Tage war ich Gast in Mates Haus,

man muss es sich auch einmal gut gehen lassen

man muss es sich auch einmal gut gehen lassen

lernte auch noch den Manager der Gabon Railway kennen

Personenzug der Gabon Railway

Personenzug der Gabon Railway

und mit Mate diskutierte ich oft bis spaet in die Nacht ueber Gott und die Welt und lernte auch einiges ueber die Jagd, seine Leidenschaft kennen. Auch wenn ich nie Jaeger sein werde, konnte Mate schon faszinierend ueber sein Hobby erzaehlen, von Bueffeln die ploetzlich auftauchten und vom Unterschied der Waldelefaten zu den groesseren Steppenelefanten -die Waldelefanten sind angriffsbereiter waehrend die Steppenelefanten oftmals zur Abschreckung nur einen Scheinangriff starten.

Gewundert habe ich mich ueber die Strassen und auch das moderen Ambiente von Franceville. Auch, dass es zwischen Franceville und Libreville eine Eisenbahverbindung -4 Verbindungen je Woche nach Fahrplan und wohl auch puenktlich mit Personenzuegen- gibt. Ein Grund mag sein, das es die Heimat des Praesidenten ist. Das Amt des Praesidenten blieb auch nach der letzten Wahl in der Familie, denn der Sohn hat den Job uebernommen. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch in den Erzvorkommen, zB Mangan, zu sehen. Dieses wird dann auch ueber die Eisenbahn nach Libreville verladen. Daneben spielt leider der Export des Tropenholzes immer noch eine grosse Rolle.

Auf ein Teffen mit einem Mitarbeiter eines Ebolaforschungszentrum hatte ich mich besonders gefreut, doch kam dieses dann doch nicht zu Stande. In Franceville gibt es ein internationales Forschungszentrum, dass sich mit dem Ebolavirus bei Affen beschaeftigt.

Auch die Einkommen in Gabon sind im Vergleich zu den Nachbarlaendern hoeher. eine Hausangestellte verdient zB fuer eine halbtagsstelle ca 180Euro; im Nachbarland Kamerung verdient eine Hotelangestellte lediglich 70 Euro fuer ein Vollzeittaetigkeit und ein Bauarbeiter kann, sofern er Arbeit hat, 140 euro verdienen.

Ein kleines Higlight gab es noch mit der Durchfahrt eines internationalen Fahrradrennen, der Tropica;

internationales Radrennen in den Tropen

internationales Radrennen in den Tropen

Dabei das komplette Aufgebot an Polizei, Reportern und Begleitfahrzeugen. Doch wenn der Tross vorbeikommt, ist der Spuk nach wenigen Minuten vorbei.

Franceville war die modernste Stadt Afrikas, die ich auf dieser Reise besucht habe. Ich vergleiche Franceville nicht mit den Metropolen wie Lagos oder Abidjan, doch fuer eine Stadt am aussersten Ende des Landes sehr modern.

Das die Strasse zur kongolesischen Grenze ebenfalls perfekt ist, brauch ich wohl nicht extra zu erwaehnen. Zu hoffen bleibt nur, dass sich dieser Zustand nicht zu schnell aendert und das Land auch die Erhaltung der Strassen als wichtige Aufgabe ansieht und nicht nur den Bau als Prestigeobjekt.

weites Land in Aequatornaehe, ob hier mal Regenwald stand?

weites Land in Aequatornaehe, ob hier mal Regenwald stand?

Mal sehen, was der Kongo zu bieten hat

Gerd


Posted in Afrika by with 3 comments.

Comments

  • Norbert Heuer sagt:

    Hallo Gerd Janke, faszinierende Sache, Deine Reise. Herzlichen Dank für die vielfältigen Eindrücke. Gabun erinnert mich an Ladungen voller Okoumé-Rundholz, das wir Ende der 80er Jahre schiffsladungsweise per „Cross-Trade“ von Libreville, Gaboon, nach Bandar Abbas, Iran, verschifft hatten. Das Holz wurde dort dann zu Schälfurnier/Sperrholz verarbeitet. Schade drum, aber die Art des Geschäftes war interessant. Die Franzosen sehen das ja eher schmerzfrei, während in D gleich alles Skandal schreit. Spannend, dass sich doch mal jemand nach Westafrika traut, in die Kerntropen mit dem Motorrad. Wer hätte das gedacht, als wir uns „damals“ über die Integration von Arbeitsuchenden unterhielten. Weiterhin gute Fahrt wünscht Norbert Heuer 🙂

    • gerdjanke sagt:

      Hallo Herr Heuer,
      ich kann mich noch sehr gut an sie, an ihre ruhige Art und die Gespräche erinnern. Auch das Holzgeschäft hat mich auf der bisherigen Reise einige male begleitet. So konnte ich mit einem Mitarbeiter der GIZ über den Tropenholzeinschlag sprechen, in Franceville mit dem Manager des Containerterminals mich austauschen und auch die Holztransporte in mehreren afrikanischen Ländern beobachten. Ein querstehender Holztransporter auf einer matschigen Piste in Gabon verlangte einen kleinen Umweg und ich lernte auch eine Task Force gegen illegalen Holzeinschlag kennen. Dabei wurde mir auch erklärt, dass jedes Jahr zig Kettensägen -von einer sehr bekannten Marke- verkauft werden, auf jeden Fall mehr, als für den legalen Einschlag benötigt werden.
      Gruß nach Deutschland
      Gerd Janke

  • Stephan Ludwigs sagt:

    Moin Gerd,
    ich habe heute den Bericht in der VAZ gelesen und bin neugierig geworden. Auf deiner Seite zu lesen und die tollen Bilder anzuschauen macht Spaß! Weiterhin gute Reise!
    Viele Grüße aus dem Norden!
    Stephan

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